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Digitale Spaltung nimmt zu

Personen, die über höhere digitale Kompetenzen verfügen, weißen auch eine höhere Resilienz und Anpassungsfähigkeit in Bezug auf die Digitalisierung auf.

Zum zehnten Mal liefert die Initiative D21 mit dem diesjährigen Digital-Index 2022/23 einen Lagebericht zum Stand der Digitalisierung in Deutschland. Die aktuelle Analyse nimmt dabei fünf zentrale Aspekte des digitalen Wandels in den Blick: den Digitalisierungsgrad der Bevölkerung, die Resilienz und Zukunftsfähigkeit der digitalen Gesellschaft, die Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt, die Auswirkungen der Digitalisierung auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie sowie das Zusammenspiel aus digitaler Transformation und Nachhaltigkeitstransformation.

Zur Messung des Digitalisierungsgrades der Bevölkerung wird anhand der vier Dimensionen Zugang, Kompetenz, Grundeinstellung und Nutzung der Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft berechnet. Mit durchschnittlich 57 von 100 Punkten ist dieser im Mittelfeld. Insgesamt verfügen 55 % der Bevölkerung über einen mittleren Digitalisierungsgrad, 30 % über einen hohen oder sehr hohen und lediglich 15 % über einen niedrigen oder sehr niedrigen Digitalisierungsgrad.

Allerdings lässt sich eine zunehmend größer werdende digitale Spaltung beobachten: Insbesondere Frauen, ältere Menschen sowie Menschen mit niedriger Bildung verfügen überdurchschnittlich häufig über einen niedrigen Digitalisierungsgrad und laufen so Gefahr von der gesellschaftlichen Teilhabe in einer immer stärker digitalisierten Gesellschaft ausgeschlossen zu werden.
Hingegen ist die Resilienz und Anpassungsfähigkeit in Bezug auf die mit der Digitalisierung einhergehenden andauernden Veränderungen bei denjenigen Bürgerinnen und Bürgern am stärksten ausgeprägt, die ohnehin bereits über hohe digitale Kompetenzen verfügen und zudem aufgeschlossen gegenüber fortschreitenden Digitalisierungsprozessen sind. Dies ist bei 64 % der Bürgerinnen und Bürger in ausreichendem Maße der Fall. Auch wenn nach wie vor eine Mehrheit der Bevölkerung eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung hat, so stagniert dieser Anteil und geht in einigen Bereichen sogar zurück. So glaubt mittlerweile nur noch gut die Hälfte der Befragten von der Digitalisierung persönlich zu profitieren.

Auch in Bezug auf die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Demokratie in Deutschland ist die Mehrheit (56 %) positiv gestimmt. Lediglich ein Viertel glaubt an einen negativen Einfluss der digitalen Transformation auf die Demokratie. Jedoch sind 64 % der Meinung, die größte Gefahr der Digitalisierung für die Demokratie entstünde in Form von Desinformationen im Netz.

Wohl nirgends sind die Auswirkungen der Digitalisierung so offensichtlich wie auf dem Arbeitsmarkt. So stimmen 80 % der Befragten der Aussage zu, dass man ohne grundlegende digitale Kompetenzen kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe. Allerdings sind gerade einmal 31 % der Meinung, dass an deutschen Schulen die notwendigen Fähigkeiten zum Umgang mit der Digitalisierung vermittelt werden. Auch glaubt nur eine knappe Mehrheit von 58 %, dass der eigene Arbeitgeber entsprechende Maßnahmen ergreift um mit der fortschreitenden Digitalisierung mithalten zu können.

Besonderes Augenmerk des diesjährigen Digital-Index liegt auf dem Verständnis von Digitalisierungsprozessen vor dem Hintergrund der sogenannten Zwillingstransformation, dem komplexen Zusammenspiel des digitalen und ökologischen Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft. Zwar fällt es den Bürgerinnen und Bürgern schwer die vielfältigen Interdependenzen zwischen digitaler Transformation und Klimaschutzmaßnahmen abzuschätzen. Allerdings sehen 35 % der Befragten großes Potenzial in digitalen Technologien auf dem Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.