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Medienmisstrauen und Unsicherheit in Deutschland und den USA

In Deutschland und den USA sehen viele Desinformation als Gefahr für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Medienmisstrauen und die sozialen Medien verstärken Unsicherheit und Polarisierung.

bidt Themenmonitor

Die Studie der Bertelsmann Stiftung untersucht das Vertrauen in Medien sowie die Wahrnehmung und den Umgang mit Desinformation in Deutschland und den USA. Dazu wurden im Oktober 2023 insgesamt 5.055 Personen in Deutschland und 2.018 Personen in den USA befragt. Ziel war es, herauszufinden, wie verbreitet die Unsicherheit gegenüber Online-Informationen ist und welche Rolle Desinformation im gesellschaftlichen Diskurs spielt.

Die Ergebnisse zeigen, dass in Deutschland 84 % der Befragten Desinformation als große Gefahr für die Demokratie betrachten. Ein Großteil der Deutschen sieht Desinformation als gezielte Manipulation mit dem Ziel, politische Meinungen und Wahlergebnisse zu beeinflussen und die Gesellschaft zu spalten. 67 % der Befragten befürchtet, dass Desinformation tatsächlich Wahlergebnisse beeinflussen könnte. 70 % sehen das Risiko der Beeinflussung für andere Menschen als (sehr) stark an, für sich selbst sehen hingegen nur 16 % die Gefahr auf Desinformationen hineinzufallen.

Die Unsicherheit bezüglich des Wahrheitsgehaltes von Informationen im Internet ist ausgeprägt: 50 % der Befragten sind häufig unsicher, ob die Informationen korrekt sind. Besonders jüngere Menschen und jene mit geringem Vertrauen in die Medien zweifeln öfter an dem Wahrheitsgehalt von Online-Informationen. Dabei zeigt sich, dass Social Media-Plattformen wie TikTok, X (ehemals Twitter) und Facebook als die Hauptquellen für Falschinformationen wahrgenommen werden.

Zusätzlich beleuchtet die Studie deutliche Unterschiede im Medienvertrauen: Personen mit niedrigem Medienvertrauen begegnen häufiger Desinformation und misstrauen nicht nur Medien, sondern häufiger auch gesellschaftlichen Institutionen im Allgemeinen. Die Gruppe mit einem hohem Medienvertrauen zeigt hingegen eine stärkere Zufriedenheit mit der Demokratie und weniger Verunsicherung gegenüber Informationen.

Der Vergleich mit den USA zeigt, dass das Problem der Desinformation in den USA stärker wahrgenommen wird. Dort sind 67 % der Befragten unsicher über den Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet. Die USA verzeichnen eine stärkere Polarisierung, was dazu führt, dass sowohl das linke als auch das rechte politische Spektrum häufig als Quelle von Desinformation genannt werden. Zusammengefasst verdeutlicht die Studie, dass die Wahrnehmung und das Verständnis von Desinformation stark von individuellem Medienvertrauen, politischer Orientierung und dem Nutzungsverhalten auf sozialen Plattformen beeinflusst wird.