Die 2023 veröffentliche Studie der Bertelsmann Stiftung untersucht das Verhalten und die Wahrnehmung von Europäern im Umgang mit Desinformationen. Dafür wurden 13.270 EU-Bürgerinnen und -Bürger zwischen 16 und 70 Jahren aus den 27 EU-Mitgliedsländern online befragt. Aufgrund der Fallzahl können jedoch nur für Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien spezifiche Länderaussagen getroffen werden.
Mehr als die Hälfte der EU-Bürger (54 %) gibt an, häufig oder sehr häufig unsicher über den Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet zu sein. Desinformationen bewusst wahrgenommen haben 39 % der Befragten. Die Studie zeigt zudem, dass junge Menschen und Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss Falschinformationen häufiger wahrnehmen als ältere Menschen oder Menschen ohne formalen Bildungsabschluss. Im europäischen Vergleich gaben die meisten Befragten in Italien an häufig oder sehr häufig bei der Bewertung von Informationen im Internet unsicher gewesen zu sein (64 %). In den Niederlanden geben dies hingegen nur 38 % an.
Allerdings haben nur 44 % der EU-Bürgerinnen und -Bürger Informationen aktiv auf ihre Richtigkeit geprüft. 22 % haben auf Falschinformationen aufmerksam gemacht oder diese gemeldet. Prinzipiell zeigt sich, dass eine höhere Nutzung von Social-Meida-Kanälen auch dazu führt, häufiger mit Desinformationen in Kontakt zu kommen. Besonders Social-Media-Nutzer auf Telegram und Twitter nehmen Falschinformationen wahr. Sie berichten häufiger davon als Nutzende von anderen Social-Media-Plattformen.
Prinzipiell wünscht sich die Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger ein härteres Vorgehen gegen Desinformationen. Dabei geben 85 % der Befragten an, dass die Politik mehr gegen die Verbreitung von Desinformationen unternehmen sollte. 89 % sehen eher die Betreiber Sozialer Medien in der Pflicht. Als Handlungsempfehlung sieht die Studie unter Anderem eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber Desinformationen sowie eine konsequente Inhaltsmoderation auf digitalen Plattformen.