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Mehrheit für Kenntlichmachung von Wahlwerbung

Die Mehrheit befürchtet Wahlbeeinflussung durch Desinformationskampagnen. Als Gegenmaßnahmen befürworten Befragte unter Anderem die schnellere Löschung von Desinformationen im Internet.

bidt Themenmonitor

Die Studie der Landesanstalt für Medien NRW von 2024 untersucht das Informationsverhalten von deutschsprachigen Internetnutzern ab 14 Jahren in Deutschland im Kontext der Europawahl. Dafür wurden 1.003 Teilnehmer im Mai 2024 online befragt.

Die bevorzugten Informationsquellen zur Wahl waren das Internet und der Wahl-O-Mat. Im Gegensatz dazu verloren das Fernsehen und das Radio im Vergleich zur Vorjahresbefragung an Bedeutung als wichtige Informationsquelle.  

Das Alter der Befragten hat dabei einen Einfluss auf die Nutzung von Informationsquellen zur Wahl:  jungen Menschen unter 25 Jahren nutzen verstärkt Webseiten oder Apps von Nachrichtenanbietern, Plakate und digitale Medien, wie TikTok und WhatsApp, zur Informationsbeschaffung. Die Nutzung von TikTok als Informationsquelle zur Wahl nahm dabei bei den 14-24-jährigen deutlich, von 6 % im Jahr 2023 zu 22 % 2024, zu. Bei älteren Menschen ab 60 Jahren spielen hingegen traditionelle Medien wie Fernsehen, Radio und Printzeitungen weiterhin eine große Rolle. Unterschieden nach Onlineangeboten tendieren Männer stärker dazu, Informationen über YouTube und Nachrichten-Websites zu suchen, während Frauen häufiger soziale Medien wie Facebook und Instagram nutzen.

Das Erkennen von politischer Werbung ist insbesondere in Zeiten von Desinformation wichtig. So sind 83 % der Befragten der Meinung, dass alle Nutzenden erkennen sollten, nach welchen Kriterien politische Wahlwerbung im Internet oder den sozialen Medien angezeigt wird. 86 % stimmen voll und ganz oder eher der Meinung zu, dass politische Werbung gekennzeichnet werden müsste.

Der Wunsch, dass politische Werbung durch ein Label kenntlich gemacht wird ging in den neuen Bundesländern leicht zurück. So sprechen sich im Osten nur 29 % der Befragten für ein einheitliches Label zur Kenntlichmachung politischer Werbung aus. Im Westen wünschten sich dies hingegen 37 % der Befragten. Männer sprechen sich mit 40 % etwas häufiger als Frauen (32 %) für ein Label zur Kenntlichmachung politischer Werbung aus. Mit zunehmendem Alter sinkt der Wunsch nach einer einheitlichen Kennzeichnung.

Eine Bedrohung der Demokratie durch politische Desinformation sieht eine große Mehrheit (86 %) der Befragten. 89 % befürchtet zudem, dass politische Desinformationskampagnen die Wahlentscheidung von anderen beeinflusst. Die Angst selbst auf Desinformationen hereinzufallen teilen hingegen nur 43 %. Das sie Nachrichten überprüfen und mit anderen Informationen aus dem Internet vergleichen gaben jedoch nur 53 % an. Nur 46 % gaben zudem an, sich näher mit den Informationen zu befassen. Als Maßnahme gegen Desinformation befürworten 57 % der Befragten, die bewusste Verbreitung unter Strafe zu stellen. 54 % geben an, der Absender von Desinformationen sollte gesperrt werden und 53 % sprechen sich für das schnellere Löschen von Desinformationen aus.