Die Initiative D21 untersucht in ihrem eGovernment-Monitor seit 2012 jährlich die Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsangebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Ausgabe für das Jahr 2021 wurde zusammen mit der Technischen Universität München erarbeitet.
Insgesamt bleibt die Digitalisierung des Staates weiter hinter der der Wirtschaft und des Privatlebens der Bürgerinnen und Bürger zurück. Derzeit ließen sich online vorwiegend behördliche Formulare herunterladen und ausfüllen. Innovativere Dienste werden meistens nicht angeboten. Auch große deutsche Infrastrukturprojekte wie beispielsweise die Behördenhotline 115 seien nur wenigen bekannt. Weniger als ein Drittel der Befragten, die regelmäßig online sind, kennen die seit zehn Jahren bestehende Nummer. Nur 7 % haben sie schon einmal genutzt. Die Online-Ausweisfunktion wird ebenfalls von nur 9 % verwendet. Viele Bürgerinnen und Bürger stünden jedoch der neuen Smartphone-App, die der Nutzung der Online-Ausweisfunktion dient, offen gegenüber.
Dabei stellen jüngere und ältere Nutzerinnen und Nutzer unterschiedliche Ansprüche an die digitale Verwaltung. Ältere Menschen bevorzugen den persönlichen Kontakt, wohingegen jüngere intuitivere und klar auffindbare Online-Dienste fordern. Ähnliche Präferenzverschiebungen lassen sich zwischen Stadt- und Landbewohnerinnen und -Bewohnern, Männern und Frauen sowie nach Bildungs- und Einkommensgruppen feststellen.
Da die Digitalisierung alle Gesellschaftsbereiche betrifft, lasse Digitalpolitik zunehmend die Grenzen zwischen Wirtschafts-, Sicherheits- und Menschenrechtsfragen verschwimmen. Es entstehe dadurch die politische Gefahr, dass unter dem Deckmantel von Digitalisierungsvorhaben andere Ziele verfolgt werden. Gleichzeitig nehme der Einfluss privater Technologiekonzerne wie Apple oder Google zu.
Eine wichtige politische Aufgabe seien daher das Aufstellen und Kontrollieren von Normen und Gesetzen zur Digitalisierung. Nach internationalem Vorbild sollte Deutschland daher klare Aufgabenfelder der Digitalisierung für das Auswärtige Amt festlegen und regelmäßige Tagungen zum Stand der Digitalisierung halten.