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Verbreitung von Homeoffice und Gestaltung des Arbeitsalltags Ende 2024

Antonia Schlude bidt
Ulrike Mendel bidt
Christian Stumpf bidt
Dr. Roland A. Stürz bidt

Die zehnte Befragung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) untersucht die aktuelle Verbreitung von Homeoffice zum Ende des Jahres 2024. Die Studie nimmt zum einen die selbst wahrgenommene Arbeitsproduktivität im Homeoffice in den Blick und untersucht ferner, wie sich die Homeoffice-Nutzung auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie das wahrgenommene Stressempfinden auswirkt.

Homeoffice Ende 2024

Die Diskussion um die Nutzung von Homeoffice in Unternehmen reißt nicht ab. Während nicht nur große Technologiekonzerne wie Google, Amazon und Meta ihre Mitarbeitenden wieder stärker zurück in die Büros rufen (Der Standard 2024), stoßen diese Maßnahmen häufig auf Missfallen bei den Beschäftigten. Die Reaktionen reichen dabei von ablehnenden Kommentaren in internen Netzwerken über Petitionen als Reaktion auf die Reduzierung der Homeoffice-Möglichkeiten – wie beispielsweise bei der Deutschen Bank (NZZ 2024) – bis hin zu Kündigungsüberlegungen, wie sie einzelne Amazon-Mitarbeitende äußerten (Der Standard 2024). Begründungen für die Reduzierung oder gar Abschaffung der Homeoffice-Möglichkeiten reichen dabei unternehmensseitig von einem fehlenden Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden bei starker Homeoffice-Nutzung über eine geringere Effizienz (Süddeutsche Zeitung 2024) bis hin zu dem Argument, dass im Homeoffice die Produktivität der Mitarbeitenden sinke (Deutschlandfunk 2024).

Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie, inwieweit sich Ende 2024 eine Rückkehr aus dem Homeoffice bei Erwerbstätigen in Deutschland beobachten lässt und welche Erfahrungen Homeoffice-Nutzende bei der Arbeit von zu Hause aus machen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der selbst wahrgenommenen Produktivität im Homeoffice sowie der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. So wird unter anderem die Frage beleuchtet, ob im Homeoffice mehr private Dinge erledigt werden oder ob der Arbeitsort dafür nicht ausschlaggebend ist.

Zur Klärung dieser und weiterer Fragen beauftragte das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) das Marktforschungsinstitut Reppublika Research & Analytics mit der Durchführung einer quantitativen Onlinebefragung. Die Feldphase dauerte dabei vom 7. bis 20. Oktober 2024. Insgesamt wurden 1.922 internetnutzende Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland befragt. Die Ergebnisdaten wurden repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bildung und Bundesland für internetnutzende Erwerbstätige gewichtet (b4p 2023). Die Befragung reiht sich in die vorangegangenen neun Erhebungswellen des bidt zur Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice in Deutschland von März 2020 bis zuletzt September/Oktober 2023 ein.

Homeoffice-Nutzung geht weiter zurück und gleicht sich zwischen Nutzergruppen an

Nahm die Arbeit von zu Hause aus im Homeoffice zunächst mit der Coronapandemie und später erneut mit der Energiekrise deutlich an Fahrt auf, lässt sich mittlerweile ein deutlicher Rückgang der Homeoffice-Nutzung beobachten. Arbeiteten in der vorangegangenen Befragung vor gut einem Jahr im September/Oktober 2023 noch 48 % der Erwerbstätigen mindestens ab und zu von zu Hause aus, waren es im Oktober 2024 nur noch 39 %. Auch die häufige Homeoffice-Nutzung (mindestens mehrmals pro Woche) ging unter den Erwerbstätigen von 31 % Ende des Jahres 2023 auf derzeit nur noch 23 % deutlich zurück.

Der Rückgang der Homeoffice-Nutzung zeigt sich dabei besonders stark bei Erwerbstätigen, die zuvor vergleichsweise häufig von zu Hause aus arbeiteten, wie beispielsweise Männer oder Personen mit Personalverantwortung. Während Ende 2023 noch 34 % der Männer und 28 % der Frauen mindestens mehrmals pro Woche von zu Hause aus tätig waren, glich sich dieser Anteil zwischen den Geschlechtern Ende 2024 mit 25 % bei den Männern beziehungsweise 22 % bei den Frauen an. Bei Erwerbstätigen mit Personalverantwortung nutzten Ende 2023 noch 64 % das Homeoffice, aktuell beträgt dieser Anteil nur noch 50 %. Der deutlichste Rückgang ist bei der Nutzung mehrmals pro Woche zu beobachten: Waren Ende 2023 32 % der Erwerbstätigen mit Personalverantwortung mehrmals pro Woche im Homeoffice, ging dieser Anteil auf 19 % Ende 2024 zurück. Das Homeoffice-Nutzungsverhalten von Erwerbstätigen mit Personalverantwortung hat sich dadurch der Homeoffice-Nutzung von Erwerbstätigen ohne Personalverantwortung deutlich angenähert, denn bei letzterer Personengruppe beträgt der Anteil derer, die mehrmals pro Woche von zu Hause aus im Homeoffice arbeiteten, sowohl Ende 2023 also auch Ende 2024 15 %. Der Anteil bei Personen ohne Personalverantwortung mit einer mindestens gelegentlichen Homeoffice-Nutzung ging dabei nur leicht von 37 % Ende 2023 auf 35 % Ende 2024 zurück.

Trotz des Rückgangs der Homeoffice-Nutzung und der aktuellen Schlagzeilen um die Unzufriedenheit von einigen Beschäftigten mit neuen Homeoffice-Vorgaben ist die Mehrheit der Erwerbstätigen (72 %), deren berufliche Tätigkeiten Homeoffice nach Selbsteinschätzung prinzipiell zulassen würden, mit dem Homeoffice-Angebot des eigenen Unternehmens eher oder sehr zufrieden. Ein Fünftel ist es hingegen nicht. Immerhin 8 % der Erwerbstätigen, die davon ausgehen, dass ihre Tätigkeiten die Arbeit von zu Hause aus erlauben würden, geben an, den Arbeitgeber aufgrund des Homeoffice-Angebots bereits gewechselt zu haben. Rund ein Viertel (23 %) denkt darüber nach. Homeoffice bleibt damit ein Wettbewerbsfaktor bei der Bindung von Beschäftigten an das Unternehmen.

Mehrheit schätzt eigene Produktivität im Homeoffice höher oder gleich ein

41 % der Homeoffice-Nutzenden schätzen ihre Arbeitsproduktivität im Homeoffice höher ein als am Arbeitsplatz vor Ort. Die Hälfte der Homeoffice-Nutzenden sieht hingegen keinen Produktivitätsunterschied zwischen den zwei Arbeitsorten. Nur 9 % erachten sich im Homeoffice als unproduktiver.

Je häufiger die Befragten von zu Hause aus arbeiten, desto größer ist dabei der Anteil derer, die die eigene Arbeitsproduktivität im Homeoffice als höher einschätzen. Bei den Erwerbstätigen, die ausschließlich oder fast ausschließlich im Homeoffice arbeiten, geben 64 % an, ihre Arbeitsproduktivität im Homeoffice sei höher als am Arbeitsplatz vor Ort. Bei denen, die zwei- bis dreimal im Monat oder seltener von zu Hause aus arbeiten, sind dies hingegen nur 22 %. Ein deutlicher Unterschied in der wahrgenommenen Arbeitsproduktivität im Homeoffice besteht zudem zwischen Männern und Frauen. Während 48 % der befragten Frauen ihre Arbeitsproduktivität im Homeoffice als höher einschätzen und 45 % als in etwa gleich, sind es unter den Männern 37 %, die sich für produktiver halten und 54 %, die keinen Produktivitätsunterschied bemerken.

Als einen der Hauptgründe für die Homeoffice-Nutzung gaben im Jahr 2022 36 % der Homeoffice-Nutzenden an, von zu Hause aus produktiver und konzentrierter arbeiten zu können (Stürz et al. 2022). Die aktuelle Befragung zeigt, dass sich Homeoffice-Nutzende im Homeoffice auch weniger häufig ablenken lassen. So trifft für 32 % der Homeoffice-Nutzenden eher oder voll und ganz zu, dass sie sich am Arbeitsplatz vor Ort leicht ablenken lassen, während dies bei der Arbeit im Homeoffice nur für 18 % der Fall ist. Die geringere Ablenkung kann auch ein Grund für die höher wahrgenommene Arbeitsproduktivität im Homeoffice sein. So zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Produktivitätseinschätzung und der wahrgenommenen Ablenkung im Homeoffice. Wird die eigene Produktivität im Homeoffice höher als bei der Arbeit vor Ort eingeschätzt, geben nur 15 % der Befragten an, sich bei der Arbeit von zu Hause aus ablenken zu lassen, im Vergleich zu 47 % bei der Arbeit vor Ort. Im Gegensatz dazu sind die entsprechenden Anteile bei denjenigen, die ihre Produktivität im Homeoffice als gleich oder niedriger bewerten, nahezu gleich. So berichten 22 % davon, sich leicht vor Ort ablenken zu lassen, während dies 20 % bei der Arbeit von zu Hause aus so sehen.

Da sich Arbeitsproduktivität als Verhältnis von Arbeitsleistung und -zeit beschreiben lässt, kann eine Steigerung der Produktivität erreicht werden, indem entweder in derselben Zeit mehr Arbeitsleistung erbracht wird oder dieselbe Leistung in weniger Zeit erzielt wird. Befragte, die ihre Arbeitsproduktivität bei der Arbeit von zu Hause aus als höher einschätzen, wurden nach einer Begründung dafür gefragt: 42 % geben als Hauptgrund an, dass sie für die gleiche Arbeit weniger Zeit benötigen. Für einen fast gleich hohen Anteil (40 %) liegt die höhere Produktivität daran, dass sie mehr Arbeit in der gleichen Zeit erledigen. 17 % wiederum schätzen ihre eigene Produktivität höher ein, da sie die Zeit zwischen einzelnen Aufgaben besser für Dinge nutzen können, die nichts mit ihrem Beruf zu tun haben.

Erwerbstätige mit Homeoffice-Potenzial verwenden mehr Arbeitszeit auf arbeitsferne Dinge unabhängig vom Arbeitsort

Für 14 % aller Befragten trifft eher oder voll und ganz zu, dass sie bei der Arbeit vor Ort häufig „Zeit totschlagen“. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen den Befragten mit und ohne Homeoffice-Nutzung: Bei Erwerbstätigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten, geben dies nur 10 % an und damit deutlich weniger als bei Erwerbstätigen mit Homeoffice-Nutzung. Von letzteren geben 19 % an, dass es eher oder voll und ganz zutrifft, dass sie bei der Arbeit vor Ort häufig Zeit totschlagen. Nur 14 % der Erwerbstätigen mit Homeoffice-Nutzung behaupten dies für die Arbeit im Homeoffice.

Dazu passt, dass sich das Verhältnis bei der Arbeit am Arbeitsplatz vor Ort und im Homeoffice umkehrt, wenn Erwerbstätige danach befragt werden, ob sie in ihrer Arbeitszeit regelmäßig private Dinge erledigen. Über alle Erwerbstätigen hinweg geben 16 % an, dass die Aussage, bei der Arbeit vor Ort regelmäßig private Dinge zu erledigen, eher oder voll und ganz zutrifft. Unter den Homeoffice-Nutzenden beträgt dieser Anteil 22 % für die Arbeit vor Ort. Bei der Arbeit im Homeoffice geben hingegen 30 % an, dass die Aussage, regelmäßig private Dinge während der Arbeitszeit zu erledigen, eher oder voll und ganz zutrifft. Demgegenüber halten nur 12 % der Erwerbstätigen ohne Homeoffice-Nutzung die Aussage für die Arbeit vor Ort für zutreffend.

Sowohl bei der Arbeit vor Ort als auch bei der Arbeit von zu Hause aus schlagen Homeoffice-Nutzende somit eher Zeit tot und erledigen eher private Dinge während der Arbeitszeit als Befragte ohne Homeoffice-Nutzung.

Dieser Unterschied wird noch deutlicher, wenn man die prinzipielle Möglichkeit, Homeoffice aufgrund der beruflichen Tätigkeiten nutzen zu können oder nicht, betrachtet. So trifft für 18 % der Befragten, deren Tätigkeiten die Nutzung von Homeoffice prinzipiell zulassen, eher oder voll und ganz zu, dass sie häufig bei der Arbeit vor Ort Zeit totschlagen, während dies nur für 8 % von denjenigen ohne die prinzipielle Möglichkeit der Homeoffice-Nutzung der Fall ist. Private Dinge erledigen 21 % der Befragten mit Homeoffice-Potenzial regelmäßig während der Arbeitszeit bei der Arbeit vor Ort, während es bei denjenigen ohne Homeoffice-Potenzial wiederum auch nur 8 % sind.

Dabei liegt die Vermutung nahe, dass die oben genannten Unterschiede in erster Linie mit der Art der Tätigkeit zusammenhängen, wobei auch weitere Faktoren wie zum Beispiel die Berufserfahrung oder Stress mit eine Rolle spielen können. So gibt es häufig bei Tätigkeiten, die ortsungebunden stattfinden können, die Notwendigkeit, auf Input des Teams, abgearbeitete Arbeitspakete von anderen oder auf Rückmeldungen warten zu müssen. Der dabei zwangsläufig entstehende Leerlauf während der Arbeitszeit kann offenbar zumindest von einigen Erwerbstätigen im Homeoffice eher für private Dinge genutzt werden, während diese Zeit bei der Arbeit vor Ort hingegen öfter einfach abgesessen oder totgeschlagen wird. Dafür spricht auch, dass für 76 % der Homeoffice-Nutzenden die Aussage eher oder voll und ganz zutrifft, dass sie ihre Arbeitspausen im Homeoffice sinnvoller nutzen können als bei der Arbeit vor Ort.

Zufriedenheit mit Homeoffice-Situation steigt mit vermehrter Nutzung

Die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Homeoffice ist mit 58 % sehr und 37 % eher zufriedenen Homeoffice-Nutzenden auf dem bislang höchsten Niveau. Am geringsten war die Zufriedenheit bisher im März 2020, als coronabedingte Vorgaben viele Menschen binnen kürzester Zeit in die Homeoffice-Nutzung drängten, und im Februar 2021 nach Einführung der Homeoffice-Pflicht.

Wie auch bei der Häufigkeit der Homeoffice-Nutzung zeigt sich, dass sich die Zufriedenheitswerte zwischen verschiedenen Gruppen zunehmend angleichen, so zum Beispiel zwischen den Geschlechtern. Waren Ende 2023 nur 46 % der Frauen und 54 % der Männer mit ihrer Situation im Homeoffice sehr zufrieden, geben dies aktuell hingegen 57 % der Frauen und 59 % der Männer an. Auch bei Erwerbstätigen mit und ohne Personalverantwortung gleicht sich die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Homeoffice an: Gaben Ende 2023 noch 42 % der Personen mit Personalverantwortung an, sehr zufrieden zu sein, sind es aktuell 59 %. Personen ohne Personalverantwortung waren Ende 2023 zu 55 % sehr zufrieden, aktuell zu 58 %.

Prinzipiell zeigt sich, dass nach wie vor häufig Homeoffice-Nutzende am zufriedensten mit ihrer eigenen Situation im Homeoffice sind. So geben 98 % der Erwerbstätigen, die (fast) ausschließlich aus dem Homeoffice arbeiten, an, eher oder sehr zufrieden zu sein, während dieser Anteil bei Homeoffice-Nutzenden, die nur zwei- bis dreimal im Monat oder seltener von zu Hause aus arbeiten, 87 % beträgt.

Neben der Nutzungshäufigkeit wirkt sich auch die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit auf die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Homeoffice aus. So geben 90 % der Erwerbstätigen, die von zu Hause aus arbeiten und erst weniger als drei Jahre in einem Unternehmen sind, an, eher oder sehr zufrieden zu sein, bei Personen, die bereits längere Zeit Teil des Unternehmens sind, sind es 96 %.

Es wird deutlich, dass, obwohl inzwischen immer mehr Unternehmen striktere Regularien für die Arbeit von zu Hause aus sowie verpflichtende Präsenzzeiten einzuführen scheinen, die Zufriedenheit bei Homeoffice-Nutzenden gestiegen ist. Dies kann unter anderem darin begründet liegen, dass mittlerweile eine im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten freie Wahl der Homeoffice-Nutzung gegeben ist. Ferner konnten sich die Erwerbstätigen auch an die regelmäßige Nutzung des Homeoffice gewöhnen und können damit verbundene Vorteile nun besser nutzen. Zudem zeigt sich, dass die Zufriedenheit dann am größten ist, wenn Homeoffice-Nutzende in ihrer Arbeit routiniert und bereits längere Zeit Teil ihres Unternehmens sind.

Homeoffice-Nutzung erhöht Flexibilität und ermöglicht bessere Zeiteinteilung

Frühere bidt-Studien zeigten, dass die bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben einer der Hauptgründe für die Homeoffice-Nutzung ist (Stürz et al. 2022). Auch in dieser Befragung bewerten 70 % der Homeoffice-Nutzenden die Aussage, dass sich aufgrund der Arbeit von zu Hause aus die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben verbessert hat, als eher oder voll und ganz zutreffend. Ein Grund für die verbesserte Vereinbarkeit ist die Zeitersparnis durch den Wegfall des täglichen Arbeitswegs. Dass sich dadurch viel Zeit sparen lässt, trifft für 78 % der Homeoffice-Nutzenden eher oder voll und ganz zu. Dies sehen 82 % der Homeoffice-Nutzenden, deren Hin- und Rückweg zur Arbeitsstelle insgesamt länger als 30 Minuten beträgt, so und damit ein höherer Anteil als bei denjenigen mit einer Fahrtzeit bis zu 30 Minuten (72 %).

Neben der Zeitersparnis durch den Wegfall des Arbeitswegs bietet das Arbeiten von zu Hause aus auch einen Zugewinn an Flexibilität. So finden 66 % der Homeoffice-Nutzenden die Aussage, dass im Homeoffice die Arbeitszeit besser eingeteilt werden kann als am Arbeitsplatz vor Ort, eher oder voll und ganz zutreffend. Mit 67 % geben fast genauso viele Homeoffice-Nutzende an, dass sie private Dinge bei der Arbeit im Homeoffice besser organisiert bekommen.

Dabei scheinen gerade Beschäftigte, die häufiger von zu Hause aus arbeiten, von den positiven Auswirkungen auf das Privatleben zu profitieren. Der Anteil derjenigen, für die die bessere Einteilung der Arbeitszeit, die erleichterte Organisation von privaten Dingen, der Zeitgewinn durch den Wegfall des Arbeitswegs sowie die allgemein bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zutrifft, steigt jeweils deutlich mit der Häufigkeit der Homeoffice-Nutzung.

Unterschiede zeigen sich auch zwischen Erwerbstätigen, die ihre Produktivität im Homeoffice höher einschätzen als am Arbeitsplatz vor Ort, und Erwerbstätigen, die dies nicht tun. So nehmen 82 % der Homeoffice-Nutzenden mit einer höher wahrgenommenen Arbeitsproduktivität im Homeoffice eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben durch die Homeoffice-Nutzung wahr. Bei Erwerbstätigen mit geringer oder gleich wahrgenommener Arbeitsproduktivität im Homeoffice im Vergleich zu der Arbeit vor Ort sind es lediglich 62 %. Ähnliches lässt sich auch bei der Wahrnehmung, dass private Dinge im Homeoffice besser organisiert werden können und die eigene Arbeitszeit im Homeoffice besser eingeteilt werden kann, beobachten. Zusätzlich zeigen sich diese Unterschiede auch bei der Aussage, dass die Arbeitsaufgaben im Homeoffice schneller erledigt werden können und dadurch mehr Freizeit zur Verfügung steht als am Arbeitsplatz vor Ort. 70 % der Homeoffice-Nutzenden, die sich bei der Arbeit von zu Hause aus für produktiver halten, bewerten die Aussage als zutreffend, wohingegen dies nur für 42 % der Homeoffice-Nutzenden gilt, die sich als gleich oder weniger produktiv einschätzen.

Die Ergebnisse legen einerseits die Vermutung nahe, dass Homeoffice-Nutzende ihre Produktivität bei der Arbeit von zu Hause aus auch deshalb als höher einschätzen, da die höhere Flexibilität neue Freiräume für teils nicht berufsbezogene Dinge schaffen kann. So besteht zum Beispiel im Homeoffice eher die Möglichkeit, private Dinge während der Arbeitszeit zu erledigen oder Arbeitspausen sinnvoller zu nutzen. Andererseits lassen die Analysen auch den Schluss zu, dass aufgrund einer häufig geringeren Ablenkung und einer schnelleren Erledigung der Arbeit oder einer Erledigung von mehr Arbeit als vor Ort auch tatsächlich eine höhere Arbeitsproduktivität im Homeoffice erreicht werden kann. Die durch diese Produktivitätssteigerung gewonnene Zeit wird dann gegebenenfalls für private Dinge eingesetzt.

Homeoffice geht mit etwas höherer Arbeitszufriedenheit und geringerem Stressempfinden einher

Neben der Zufriedenheit mit der spezifischen Situation im Homeoffice wurde auch die allgemeine Arbeitszufriedenheit erfasst. Diese ist in Deutschland allgemein hoch und selbst unter verschiedenen Berufsgruppen fallen Unterschiede vergleichsweise gering aus (Lesch et al. 2011; Destatis 2018). Auch in dieser Befragung geben 85 % der Erwerbstätigen an, eher oder sehr zufrieden mit der eigenen Arbeitssituation zu sein. Ob die Beschäftigten dabei im Homeoffice arbeiten, spielt hierbei durchaus eine Rolle. So geben unter den Homeoffice-Nutzenden mehr Erwerbstätige an, eher oder sehr zufrieden zu sein. Im Durchschnitt sind dies 89 %. Am zufriedensten sind aber nicht etwa die am meisten Homeoffice Nutzenden, sondern diejenigen, die etwa einmal pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Geringer ist die allgemeine Arbeitszufriedenheit hingegen bei Beschäftigten ganz ohne Homeoffice-Nutzung. Hier beträgt der Anteil Zufriedener nur 83 %. Anders sieht es bei der Differenzierung nach Homeoffice-Potenzial aus, also ob die berufliche Tätigkeit Homeoffice zuließe – unabhängig von der tatsächlichen Nutzung. So zeigen sich keine Unterschiede bei der Arbeitszufriedenheit zwischen Erwerbstätigen mit oder ohne Potenzial zur Homeoffice-Nutzung.

Neben der Arbeitszufriedenheit zeigen sich auch Auswirkungen der Homeoffice-Nutzung auf den wahrgenommenen Stress. Dieser wurde mithilfe einer vierstufigen Kurzskala gemessen (Cohen 1983) und anschließend in einem Summenindex zusammengefasst und in drei Gruppen unterteilt. Es zeigt sich: Je häufiger von zu Hause aus gearbeitet wird, desto geringer ist der Anteil an überdurchschnittlich gestressten Erwerbstätigen. Unter Homeoffice-Nutzenden, die (fast) ausschließlich von zu Hause aus arbeiten, sind dies nur 9 %. Hingegen ist ein Fünftel der Erwerbstätigen, die nur zwei- bis dreimal im Monat oder noch seltener im Homeoffice arbeiten, überdurchschnittlich gestresst. Das sind damit ähnlich viele wie bei den Erwerbstätigen ohne Homeoffice-Nutzung. Von diesen sind 21 % überdurchschnittlich gestresst.

Bei Betrachtung des Homeoffice-Potenzials zeigen sich hingegen nur geringe und vor allem keine systematischen Unterschiede. Der Anteil der überdurchschnittlich Gestressten variiert kaum danach, ob und wie oft Beschäftigte Homeoffice theoretisch nutzen könnten. Ein geringeres Stressempfinden scheint demnach eher mit der tatsächlichen Homeoffice-Nutzung und weniger mit unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, die unterschiedliches Homeoffice-Potenzial mit sich bringen, zusammenzuhängen.

Fazit

Auch wenn die Meldungen über Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zurück an den Arbeitsplatz vor Ort rufen, zurzeit die Berichterstattung dominieren, arbeiten aktuell immer noch 39 % der Erwerbstätigen in Deutschland mindestens gelegentlich von zu Hause aus. Dabei zeigt sich auch, dass insbesondere die häufig Homeoffice-Nutzenden wieder verstärkt in die Unternehmen zurückkehren. Zudem sind die Unterschiede in der Nutzung, vor allem hinsichtlich der Häufigkeit, zwischen den einzelnen Gruppen deutlich zurückgegangen. So hat sich beispielsweise gerade die Häufigkeit der Homeoffice-Nutzung bei Frauen und Männern sowie bei Personen mit und ohne Personalverantwortung im Vergleich zu vor einem Jahr angeglichen. Es scheint sich somit ein hybrides Modell aus Homeoffice und der Arbeit vor Ort durchzusetzen, welches die Vorteile beider Arbeitsorte verbindet.

Die Befürchtungen vieler Arbeitgeber vor einer geringeren Produktivität bei der Arbeit im Homeoffice scheinen zumindest dann häufig unbegründet, wenn man den Selbsteinschätzungen der Homeoffice-Nutzenden glaubt, denn die eigene Arbeitsproduktivität wird im Homeoffice von der deutlichen Mehrheit als höher oder gleich wie am Arbeitsplatz vor Ort wahrgenommen. Mit ein Grund dafür scheint die geringere Ablenkung bei der Arbeit von zu Hause aus im Vergleich zum Arbeitsplatz vor Ort zu sein.

Gleichzeitig zeigt eine genauere Betrachtung aber auch, dass Homeoffice-Nutzende die durch schnellere Erledigung der Arbeitsaufgaben gewonnene Zeit im Homeoffice teilweise auch für nicht arbeitsbezogene private Dinge zu nutzen scheinen. Dieser Umstand muss jedoch aus Arbeitgebersicht nicht notwendigerweise negativ sein, berichten viele Erwerbstätige doch zugleich, bei der Arbeit vor Ort häufiger Zeit einfach totzuschlagen als bei der Arbeit im Homeoffice. In diesem Zusammenhang scheint es vielmehr so, dass Tätigkeiten, die grundsätzlich auch von zu Hause aus erledigt werden können, häufiger mit Leerläufen verbunden sind, die dann von Beschäftigten im Homeoffice besser genutzt werden können. Zusätzlich können Arbeitgeber auch davon profitieren, dass Homeoffice-Nutzende ein eher geringeres Stresslevel aufweisen, Arbeitspausen von ihnen als sinnvoller nutzbar wahrgenommen werden und auch die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben durch die Homeoffice-Nutzung verbessert wird, denn weniger gestresste Arbeitnehmende, die auch ihr Privatleben besser mit ihrem Berufsleben vereinbaren können, erzielen meist qualitativ bessere Arbeitsergebnisse und weisen geringere Fehlzeiten auf (KHH 2024; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2006).

Für die Ausgestaltung flexibler Arbeitsmodelle für die Zukunft zeigen die vorliegenden Analysen, dass es keine einheitlichen Empfehlungen geben kann, sondern die optimale Ausgestaltung des Homeoffice-Angebots von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist. So muss zunächst prinzipiell geklärt werden, ob Anreize zur Erreichung gewisser Arbeitsziele oder Anreize zu einer möglichst umfassenden Ausschöpfung der Arbeitszeit im Vordergrund stehen sollten. Diese Festlegung wird wiederum entscheidend davon abhängig sein, welche Tätigkeiten und Aufgaben die Beschäftigten erledigen. Eine Verständigung darüber zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite kann Missverständnissen vorbeugen, das Vertrauen zwischen Angestellten und Führungskräften stärken und so die Basis für eine konstruktive und motivierende Zusammenarbeit legen.

Gleichzeitig lohnt es sich, in den Dialog über Arbeitsortpräferenzen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu treten. Wer sich am Arbeitsplatz vor Ort, zum Beispiel aufgrund von Umgebungsgeräuschen, nicht konzentrieren kann, könnte im Homeoffice gegebenenfalls bessere Arbeitsergebnisse erzielen. Andere wiederum haben keinen geeigneten Arbeitsplatz zu Hause oder sind durch eventuell anwesende Kinder abgelenkt und arbeiten lieber am Arbeitsplatz vor Ort. Zudem spielt die Dauer der Betriebszugehörigkeit und damit unter anderem das eingespielte Arbeiten in Teams eine wichtige Rolle bei der Ausgestaltung von hybriden Arbeitsformen. So zeigt die vorliegende Studie, dass Erwerbstätige, die erst weniger als drei Jahre bei ihrem jetzigen Arbeitgeber beschäftigt sind, etwas unzufriedener mit ihrer eigenen Situation im Homeoffice sind. Dies kann damit zusammenhängen, dass zu Beginn einer neuen Arbeitsstelle Abläufe im Unternehmen noch nicht ausreichend bekannt sind und/oder Ansprechpartnerinnen/Ansprechpartner erst identifiziert und kennengelernt werden müssen. Das wiederum gestaltet sich auf informellem Weg in Präsenz meist leichter als im virtuellen Raum. Entsprechend kann es bei neuen Mitarbeitenden und neu zusammengesetzten Teams sinnvoll sein, alle Teammitglieder zunächst vermehrt vor Ort arbeiten zu lassen. Dies kann zur Schaffung einer soliden Grundlage für die Zusammenarbeit beitragen, auf die dann später bei vermehrter Arbeit von zu Hause aus aufgebaut werden kann.

Neue hybride Arbeitsformen befinden sich derzeit im Wandel mit unklarem Ergebnis für die künftige Ausgestaltung. Die aktuellen Schlagzeilen zeigen, wie wichtig jetzt eine geeignete Weichenstellung durch klare Regelungen und Aushandlungsprozesse zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten ist, um für beide Seiten langfristig einen möglichst optimalen Zustand zu erreichen.