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Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice Ende 2023

Antonia Schlude bidt
Mara Schwind bidt
Dr. Micha Fischer bidt
Dr. Roland A. Stürz bidt

Trotz des Endes der Coronapandemie bleibt Homeoffice ein relevantes Thema. Die neunte Befragung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) untersucht die aktuelle Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice Ende des Jahres 2023. Die Studie wirft sowohl einen detaillierten Blick auf die Nutzung und Zufriedenheit im Homeoffice als auch auf die Regelungen in Unternehmen, die Karrierechancen und die Unternehmensidentifikation der Mitarbeitenden.

Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice Ende 2023

Die Coronapandemie wurde Anfang April 2023 offiziell für beendet erklärt. Seitdem kehrt in vielen Bereichen die Vor-Corona-Normalität zurück, in anderen Bereichen bleiben die während der Pandemie eingeführten Maßnahmen jedoch bestehen. In der Arbeitswelt wird insbesondere das Thema Homeoffice nach wie vor kontrovers diskutiert. So erwarten einige Unternehmen ein Ende der Ära Homeoffice (The Guardian 2023), andere sehen das Homeoffice gerade für die Rekrutierung von wichtigen Fachkräften als unabdingbar an (BDA 2023). Doch wie viele Erwerbstätige arbeiten noch im Homeoffice? Leidet die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen darunter? Wie sieht es inzwischen mit offiziellen Regelungen im Unternehmen aus? Diesen Fragen geht die neunte Befragung zum Thema Homeoffice des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) nach.

Im Auftrag des bidt führte das Marktforschungsinstitut DCore dazu eine repräsentative Onlinebefragung durch. Insgesamt wurden vom 12. bis zum 22. September 2023 994 erwerbstätige Internetnutzerinnen und ‑nutzer befragt. Die Ergebnisse sind nach Alter, Geschlecht und Bundesland für erwerbstätige Onlinerinnen und Onliner in Deutschland repräsentativ gewichtet. Die Befragung reiht sich in die acht bisherigen Querschnittserhebungen des bidt im März und Juni 2020, im Februar, Mai und September/Oktober 2021 sowie im März, Juni und Oktober 2022 zum Thema Homeoffice ein und erlaubt dadurch auch Analysen im Zeitverlauf. Zu berücksichtigen ist eine grundsätzliche Änderung bei der Datenerhebung dieser aktuellen Befragungswelle im Vergleich zu den Wellen davor. So wurden die vorherigen Befragungen von Internetnutzerinnen und -nutzern in Deutschland mit Google-Surveys durchgeführt, welches jedoch im November 2022 eingestellt wurde.

Homeoffice besitzt auch nach der Coronapandemie große Relevanz

Die Homeoffice-Nutzung bleibt auch zum Ende des Jahres 2023 deutlich über dem Niveau von vor der Coronapandemie, selbst wenn sie im Vergleich zu Oktober 2022 etwas zurückgegangen ist. So nutzt mit 48 % fast die Hälfte aller erwerbstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland mindestens gelegentlich das Homeoffice. Nutzende Befragte sind dabei überwiegend männliche, jüngere Erwerbstätige, welche in Vollzeit arbeiten, über einen hohen formalen Bildungsstand sowie ein hohes Einkommen verfügen und in mittelgroßen bis großen Unternehmen mit 50 bis 4.999 Beschäftigten arbeiten. Ebenso zählen Führungskräfte mit Personal- und/oder Budgetverantwortung häufiger zu den Erwerbstätigen, die von zu Hause aus arbeiten. Während im vergangenen Jahr noch 41 % der erwerbstätigen Internetnutzenden mehrmals pro Woche von zu Hause aus arbeiteten (Stürz et al. 2022), waren es im September 2023 nur noch knapp 31 %. Damit zeigt sich vor allem bei der häufigen Homeoffice-Nutzung ein deutlicher Rückgang. Bei der mindestens gelegentlichen Homeoffice-Nutzung beträgt der Rückgang gegenüber Oktober 2022 sieben Prozentpunkte.

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Ein Grund für die sinkende Homeoffice-Nutzung liegt in der Anpassung des unternehmensseitigen Homeoffice-Angebots. So müssen 44 % der befragten Homeoffice-Nutzerinnen und -Nutzer seit Ende der Coronamaßnahmen wieder deutlich oder etwas häufiger an den Arbeitsplatz vor Ort zurückkehren. Allerdings berichten zugleich auch 21 % der Homeoffice-Nutzenden, nun etwas oder deutlich seltener vor Ort arbeiten zu müssen. Keine Anpassungen seit Ende der Maßnahmen gab es bei insgesamt 35 % der befragten Homeoffice-Nutzenden. Bei der überwiegenden Mehrheit (81 %) der erwerbstätigen Internetnutzenden, die kein Homeoffice nutzen, gab es ebenso keine Veränderung der Homeoffice-Möglichkeiten.

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Mehrheit der Unternehmen hat Homeoffice-Regelungen

65 % aller befragten erwerbstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer berichten, dass es in ihrem Unternehmen Regelungen bezüglich der Homeoffice-Nutzung gibt. Befragte in größeren Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden oder in nicht inhabergeführten Unternehmen berichten dabei häufiger von Regelungen als Befragte in kleineren Unternehmen oder Unternehmen, die inhabergeführt sind. Dienstvereinbarungen und/oder Betriebsvereinbarungen sind mit 20 % die am weitesten verbreitete Form der Regelung. Aber auch Vereinbarungen im Arbeitsvertag (14 %) oder allgemeine Vorgaben der Unternehmensleitung (11 %) kommen relativ häufig vor.

Betrachtet man nur die Gruppe der Homeoffice-Nutzenden, geben sogar 89 % der erwerbstätigen Internetnutzenden an, dass ihr Unternehmen oder ihre Einrichtung über Homeoffice-Regelungen verfügt. Bei den Befragten, die kein Homeoffice nutzen, berichten dies hingegen nur 41 %, weitere 22 % verfügen über kein Wissen darüber. Wer demnach nicht von zu Hause aus arbeiten kann oder will, ist entweder deutlich schlechter über Regelungen informiert oder das Thema Homeoffice besitzt für das Unternehmen oder die Einrichtung keine Relevanz und wird daher auch seltener thematisiert.

79 % der Befragten, die von Regelungen berichten, weichen bei ihrer Homeoffice-Nutzung nicht von diesen ab. Befragte ohne Homeoffice-Nutzung geben dies häufiger an (84 %) als Befragte mit Homeoffice-Nutzung (76 %).

Höchststand bei Zufriedenheit mit eigener Situation im Homeoffice

Die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Homeoffice erreicht das höchste Niveau seit Beginn der Coronapandemie. Die weit überwiegende Mehrheit von 92 % der Homeoffice-Nutzenden ist mit der eigenen Situation im Homeoffice zufrieden. Nur rund 9 % sind eher oder sehr unzufrieden. Prinzipiell sind erwerbstätige Internetnutzende, die ausschließlich oder mehrmals pro Woche (97 %) von zu Hause aus arbeiten, zufriedener als Befragte, die nur einmal pro Woche oder nur selten im Homeoffice sind (82 %). Ein möglicher Grund für die weiterhin hohe Zufriedenheit bei der Homeoffice-Nutzung kann unter anderem sein, dass nun flexibler und freier zwischen den unterschiedlichen Arbeitsorten gewählt werden kann und nicht aufgrund von pandemiebedingten Vorgaben von zu Hause aus gearbeitet werden muss.

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Wahrgenommene Arbeitgebereinstellung zu Homeoffice überwiegend positiv

Etwas weniger als die Hälfte der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sieht seit der Coronapandemie eine positive Einstellungsveränderung der Arbeitgeberseite gegenüber dem Homeoffice, ein Viertel nimmt dies nicht wahr. Weitere 25 % geben an, dies nicht zu wissen. Im Vergleich zu Mai 2021 sehen deutlich weniger erwerbstätige Internetnutzende eine positive Veränderung der Homeoffice-Sichtweise der Arbeitgeberseite. Damals stimmten noch 80 % der Aussage, dass die Homeofficenutzung seitens des Arbeitgebers nun deutlich positiver gesehen wird, voll und ganz oder eher zu (Stürz et al. 2021).

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Gefragt nach der wahrgenommenen Einstellung der Arbeitgeberseite gegenüber Homeoffice schätzen diese 32 % der befragten Arbeitnehmenden als grundlegend positiv, 36 % als neutral ein. Nur 16 % schreiben ihrem Arbeitgeber eine negative Einstellung zu und 16 % geben an, dies nicht zu wissen.

Dabei besteht ein starker Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Homeoffice-Einstellung der Arbeitgeberseite und der tatsächlichen Homeoffice-Nutzung der Arbeitnehmenden. So nutzen 82 % der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die der Arbeitgeberseite eine positive Homeoffice-Einstellung zuschreiben, auch die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Bei neutral eingeschätzter Stimmung des Arbeitgebers nutzen 43 % das Homeoffice, bei negativer Einstellung 26 % der befragten Arbeitnehmenden. Wenn befragte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine positive Einstellung auf der Arbeitgeberseite wahrnehmen, verbringen sie zudem mehr Zeit im Homeoffice.

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Positive Einstellung des Arbeitgebers zu Homeoffice erhöht Unternehmensidentifikation

Die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen ist insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels von entscheidender Bedeutung für die Mitarbeiterbindung sowie für die Motivation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Im Folgenden wird die Unternehmensidentifikation näher betrachtet, welche die Identifikation mit der Organisation und ihren Werten und Zielen, die eigene Einsatzbereitschaft für die Organisation sowie den Wunsch, ein Mitglied der Organisation zu bleiben, misst (Fischer et al. 2021).

Bei der Betrachtung der Unternehmensidentifikation und der Homeoffice-Nutzung zeigen internetnutzende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Homeoffice-Nutzung bei allen vier abgefragten Aspekten höhere Zustimmungswerte als solche ohne Homeoffice-Nutzung. Beispielsweise stimmen 71 % der befragten Homeoffice-Nutzenden eher oder voll und ganz der Aussage zu, dass der jetzige Arbeitgeber der oder die Beste für sie sei. Bei den befragten Arbeitnehmenden, die kein Homeoffice nutzen, sind es hingegen nur 53 %.

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Bei einer Zusammenfassung der vier abgefragten Aspekte der Unternehmensidentifikation zu einem Unternehmensidentifikationsindex bleibt dieser Zusammenhang bestehen. Es zeigt sich ein klarer, statistisch signifikanter Unterschied zwischen Arbeitnehmenden mit Homeoffice-Nutzung und solchen, die kein Homeoffice nutzen. Auch hier weisen befragte Homeoffice-Nutzende eine höhere Unternehmensidentifikation auf als befragte Arbeitnehmende, die kein Homeoffice nutzen.

Auch in einer umfassenderen multivariaten Analyse bei zusätzlicher Berücksichtigung von persönlichen Eigenschaften der Befragten, wie zum Beispiel Einkommen, Geschlecht und Ähnlichem, bleibt dieser Effekt zunächst bestehen. Erst bei der Hinzunahme der eingeschätzten Homeoffice-Einstellung der Arbeitgeberseite in der multivariaten Analyse verschwindet der Zusammenhang mit der Homeoffice-Nutzung. Das bedeutet, dass bei gleicher wahrgenommener Homeoffice-Einstellung der Arbeitgeberseite sich Erwerbstätige mit und ohne Homeoffice-Nutzung kaum mehr in ihrer Unternehmensidentifikation unterscheiden. Diesen Zusammenhang verdeutlicht auch die untere Abbildung, wonach sich je nach wahrgenommener Einstellung der Arbeitgeberseite gegenüber Homeoffice der Unternehmensidentifikationsindex kaum zwischen Homeoffice-Nutzenden und ausschließlich Vor-Ort-Arbeitenden unterscheidet. Außerdem zeigt sich, dass, je positiver die wahrgenommene Homeoffice-Einstellung der Arbeitgeberseite ist, desto höher ist auch die Unternehmensidentifikation der befragten Arbeitnehmenden.

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Die Ergebnisse deuten im größeren Kontext somit darauf hin, dass es vor allem auf das Arbeitsumfeld und eine Vertrauenskultur gegenüber den Mitarbeitenden ankommt, um eine hohe Unternehmensidentifikation zu erreichen. Diese Offenheit und Vertrauenskultur gehen dann auch mit einer häufigeren Nutzung von Homeoffice einher, wohingegen diese Nutzung selbst keine Auswirkungen auf die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen hat.

Homeoffice und Karriere: Mehrheit sieht keine Auswirkungen

Mit 54 % ist der Großteil der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Ansicht, dass die Nutzung von Homeoffice keine Auswirkungen auf ihre eigene Karriere hat. Immerhin 31 % gehen davon aus, dass sich die Arbeit von zu Hause aus positiv auswirkt, während nur 7 % einen negativen Einfluss vermuten.

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Unterschiede bei der Einschätzung der Karrierechancen zeigen sich zwischen Arbeitnehmenden mit und ohne Homeoffice-Nutzung. So sehen 36 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Homeoffice nutzen, die Auswirkungen auf die eigene Karriere als positiv an, während es bei denjenigen, die Homeoffice nicht nutzen, nur 11 % sind. Interessant ist ebenfalls, dass bei letzterer Gruppe ganze 20 % angeben, dazu keine Einschätzung vornehmen zu können. Wer Homeoffice tatsächlich nutzt, traut sich also eher eine Einschätzung zu, inwiefern die Wahrnehmung dieses Angebots der eigenen Karriere nutzen oder schaden könnte.

Des Weiteren spielt hier auch die wahrgenommene Einstellung des Arbeitgebers gegenüber Homeoffice eine Rolle. Glauben die Arbeitnehmenden, dass die Arbeitgeberseite dem Homeoffice eher positiv gegenübersteht, so sehen 39 % positive und nur 5 % negative Auswirkungen der Homeoffice-Nutzung auf die eigene Karriere. Wird der Arbeitgeberseite eine negative Einstellung gegenüber Homeoffice zugesprochen, sehen nur 21 % positive und dafür 16 % negative Auswirkungen auf die eigene Karriere. Gehen die Arbeitnehmenden davon aus, dass ihr Arbeitgeber der Homeoffice-Nutzung neutral gegenübersteht, so nimmt der Großteil (58 %) an, dass die Homeoffice-Nutzung auch keine Auswirkungen auf ihre Karriere haben wird.

Entscheidungskriterium Homeoffice bleibt bei der Arbeitgeberwahl wichtig

Der Fachkräftemangel ist und bleibt eine große Herausforderung für Unternehmen. Im Wettbewerb um geschulte Arbeitskräfte ist das Homeoffice-Angebot nach wie vor von großer Bedeutung, hat jedoch im Vergleich zu Pandemiezeiten etwas an Stellenwert verloren. Gaben im Mai 2021 noch 72 % der erwerbstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer an, dass ein geeignetes Homeoffice-Angebot bei einer neuen Stelle für sie eher oder sehr wichtig ist (Stürz et al. 2021), sind es im September 2023 nur noch 55 % aller Befragten, die dies berichten.

Insgesamt zeigt sich, dass insbesondere für die Mehrheit der jungen Menschen unter 50 Jahren ein geeignetes Homeoffice-Angebot von Bedeutung ist. Auch Befragte mit einem höheren Einkommen messen dem Homeoffice-Angebot häufiger einen hohen Stellenwert zu als solche mit einem geringeren Einkommen.

Bei Erwerbstätigen mit Personal- (63 %) oder Budgetverantwortung (72 %) spielt das Homeoffice-Angebot bei einer neuen Arbeitsstelle ebenfalls häufiger eine Rolle als bei Befragten ohne Personal- (50 %) oder Budgetverantwortung (49 %).

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Dies liegt unter anderem daran, dass diese Befragten häufiger Homeoffice nutzen. So messen mit 84 % befragte Homeoffice-Nutzende einem geeigneten Homeoffice-Angebot deutlich häufiger eine wichtige Rolle bei als Befragte, die bisher nicht im Homeoffice arbeiten (29 %). Auch Befragte, die öfter von zu Hause aus arbeiten, sprechen einem geeigneten Homeoffice-Angebot häufiger eine wichtige Rolle zu als Befragte, die nur gelegentlich Homeoffice nutzen. So geben 90 % der befragten Erwerbstätigen, die ausschließlich oder mehrmals pro Woche von zu Hause aus arbeiten, an, ein geeignetes Homeoffice-Angebot bei einer neuen Stelle als eher oder sehr wichtig zu empfinden. Hingegen sehen von den Befragten, die nur ab und zu von zu Hause aus arbeiten, nur 72 % ein geeignetes Angebot als eher oder sehr wichtig an. Die deutliche Mehrheit der internetnutzenden Erwerbstätigen ohne Homeoffice-Nutzung (64 %) beurteilt ein geeignetes Homeoffice-Angebot dagegen als eher oder überhaupt nicht wichtig.

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Den Arbeitgeber aufgrund des Homeoffice-Angebots tatsächlich gewechselt haben mit 7 % jedoch nur wenige Erwerbstätige. 15 % denken aus diesem Grund jedoch über einen Wechsel nach. Bei den befragten Homeoffice-Nutzenden geben mit 13 % fast doppelt so viele an, den Arbeitgeber bereits aufgrund des Homeoffice-Angebots gewechselt zu haben. Weitere 17 % der befragten Homeoffice-Nutzenden spielen zumindest mit dem Gedanken, dies zu tun.

Es zeigen sich zudem Unterschiede nach der Nutzungshäufigkeit von Homeoffice. Sind die befragten Erwerbstätigen ausschließlich oder mehrmals pro Woche im Homeoffice, so gibt ein größerer Anteil (15 %) an, den Arbeitgeber bereits gewechselt zu haben, als das bei denjenigen der Fall ist, die nur einmal pro Woche oder nur selten auf Homeoffice zurückgreifen (9 %).

Unterschieden nach Alter, kommt ein Arbeitgeberwechsel aufgrund des Homeoffice-Angebots mit 14 % bei der Gruppe der jüngeren Erwerbstätigen unter 30 Jahren am häufigsten vor. Ebenso denken mit 27 % aus dieser Gruppe auch die meisten Erwerbstätigen über einen Arbeitgeberwechsel nach. Im Gegensatz dazu haben bei den 50‑ bis 64-Jährigen nur 2 % bereits gewechselt und nur 6 % denken über einen Wechsel nach.

Zusätzlich spielt die wahrgenommene Homeoffice-Einstellung der Arbeitgeberseite eine entscheidende Rolle. So geben 29 % der Erwerbstätigen an, über einen Wechsel nachzudenken, wenn sie eine negative Einstellung bei ihrem Arbeitgeber gegenüber Homeoffice vermuten. Gehen sie hingegen von einer positiven Homeoffice Wahrnehmung aus, sind es nur 12 %, die einen Wechsel in Erwägung ziehen.

Fazit und Ausblick

Der Abgesang des Homeoffice lässt weiterhin auf sich warten, denn selbst ein halbes Jahr nach Ende der Coronamaßnahmen ist Homeoffice gekommen, um zu bleiben. Zwar holen immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeitenden verstärkt zurück ins Büro, dennoch arbeiten mit 48 % aller erwerbstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer immer noch viele regelmäßig von zu Hause aus. Die Regelungen rund um Homeoffice wurden im Gegensatz zu Pandemiezeiten mittlerweile stärker formalisiert. So berichtet die Mehrzahl der befragten Erwerbstätigen, dass es in ihren Unternehmen nun Homeoffice-Regelungen gibt. Homeoffice hat sich demnach etabliert und in vielen Fällen von einer pandemischen Notlösung zu einem regulären Mittel moderner Arbeitsformen entwickelt.

Homeoffice-Möglichkeiten werden dabei zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor im Kampf um gut ausgebildete Fachkräfte. Zum einen ist das Homeoffice-Angebot bei der Entscheidung für eine neue Arbeitsstelle ein bedeutender Faktor. So geben insbesondere befragte Homeoffice-Nutzende, die jünger sind oder über ein hohes Einkommen verfügen, an, dass ein geeignetes Homeoffice-Angebot bei einer neuen Arbeitsstelle wichtig ist. Zusätzlich gibt diese Gruppe auch häufiger an, ihren Job aufgrund des Homeoffice-Angebots bereits gewechselt zu haben. Zum anderen spielt die positive Einstellung des Arbeitgebers gegenüber Homeoffice eine entscheidende Rolle, denn eine positive Einstellung gegenüber Homeoffice beeinflusst auch die Identifikation der Angestellten mit dem eigenen Unternehmen positiv.

Für Unternehmen und Institutionen besitzt Homeoffice somit Relevanz für zwei wesentliche Punkte: erstens für das Akquirieren neuer Talente. Für Unternehmen ist es sinnvoll, Homeoffice-Angebote – wenn möglich – zu schaffen sowie bestehende Angebote entsprechend zu kommunizieren. Beispielsweise könnten diese, wie in einigen Branchen bereits üblich, gezielt in Stellenausschreibungen inkludiert oder auch im Kontext verschiedener Employer-Branding-Maßnahmen besonders hervorgehoben und betont werden, um das Unternehmen als ansprechenden Arbeitgeber zu positionieren; zweitens, um die eigenen Mitarbeitenden langfristig an das Unternehmen zu binden. Unternehmen sollten die Bedeutung von Homeoffice und ihre Einstellung dazu nicht unterschätzen und vor allem auch Auswirkungen potenzieller Verbote auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit kritisch prüfen. Denn solange Unternehmen um Mitarbeitende konkurrieren, werden Homeoffice-Möglichkeiten, ein positives und offenes Umfeld gegenüber Homeoffice sowie eine Vertrauenskultur entscheidend sein für die Attraktivität als Arbeitgebende und die Unternehmensidentifikation der Mitarbeitenden, selbst wenn in Einzelfällen auch ausschließlich eine Arbeit vor Ort möglich ist.

Daneben geht Homeoffice jedoch auch mit Herausforderungen einher. Zwar vermutet die deutliche Mehrheit der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht, dass sich Homeoffice negativ auf ihre Karriere auswirkt. Andererseits warnen jedoch Expertinnen und Experten sowie große Unternehmen vor möglichen negativen Folgen hinsichtlich Beförderungschancen von Mitarbeitenden, wenn diese nicht wieder häufiger ins Büro zurückkehren (Stern 2023; T3n 2023). Als ein Grund dafür gilt die verminderte Sichtbarkeit von Mitarbeitenden im Homeoffice (Flüter-Hoffmann/Stettes 2022). Es zeigt sich also eine gewisse Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und den Einstellungen einzelner Arbeitgeber. Damit die Arbeit von zu Hause aus nicht mit negativen Folgen für den Karriereweg einhergeht, sind sowohl Arbeitnehmende als auch Arbeitgeber gefragt. So sollten Arbeitnehmende eigene Erfolge thematisieren und Feedback von Vorgesetzten einfordern, um trotz räumlicher Distanz sichtbar zu bleiben. Gleichzeitig sollten gerade Erwerbstätige mit einem hohen Homeoffice-Anteil ihre Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten pflegen, damit der Austausch nicht darunter leidet. Regelmäßige gemeinsame Austauschtreffen online, aber insbesondere auch persönlich vor Ort können helfen, einer Distanzierung entgegenzuwirken. Gleichzeitig empfiehlt es sich für Erwerbstätige, bereits bei der Jobsuche kritisch zu evaluieren, ob die Einstellungen der möglichen zukünftigen Arbeitgeberseite bezüglich Homeoffice zu den eigenen Erwartungen passen. Arbeitnehmende sollten die eigenen Präferenzen aber auch früh und klar kommunizieren. Gleiches gilt auch für die Arbeitgeberseite, die Erwartungen an zukünftige Mitarbeitende bereits im Bewerbungsprozess klar zum Ausdruck bringen sollte. Zudem ist auch die Arbeitgeberseite in der Pflicht, den Kontakt zu Mitarbeitenden im Homeoffice zu pflegen. Dazu können regelmäßige Anwesenheitstage im Unternehmen und die Organisation von Teamevents vor Ort gehören, ebenso wie der proaktive Austausch über Herausforderungen und Bedarfe, die mit dem Homeoffice einhergehen. Letztlich bedarf es auch neuer Führungskompetenzen in den Unternehmen, um der Flexibilisierung der Arbeitswelt durch Homeoffice Rechnung zu tragen.