Gemeinsame Pressemitteilung bidt/BLM:
Das Forschungsprojekt wurde gefördert vom Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM).
Wie kann Meinungsmacht im digitalen Plattformzeitalter gemessen werden? Das Forschungsteam der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Ludwig-Maximilians-Universität München schlägt die Ablösung der fernsehzentrierten, reformbedürftigen Konzentrationskontrolle durch ein modulares Meinungsmacht-Monitoring vor. Zwar erwähnt bereits die Protokollerklärung zum Medienstaatsvertrag 2020 Bestrebungen für ein zukunftsfähiges Medienkonzentrationsrecht, eine Reform steht jedoch bislang aus. Das Monitoring soll helfen, Meinungsmacht in komplexen Medienumgebungen besser zu erfassen.
Im jüngsten „bidt Impuls“, der Abschlusspublikation zum Forschungsprojekt „Messung von Meinungsmacht und Vielfalt im Internet“, skizzieren die Autorinnen und Autoren – Prof. Dr. Birgit Stark, Prof. Dr. Carsten Reinemann, Lisa Zieringer M.A., Daniel Stegmann M.A. – den dringenden medienpolitischen Handlungsbedarf.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Stark begründet das so:
Die digitale Transformation erfordert innovative Lösungen, um die Grundprinzipien der demokratischen Meinungsbildung zu bewahren. Die bisherigen Steuerungsinstrumente zur Messung von Meinungsmacht sind in Zeiten von Google, Facebook und Co. lange überholt. Mit dem Meinungsmacht-Monitoring möchten wir einen Beitrag zur zukunftsfähigen Gestaltung der Medienlandschaft leisten.
Prof. Dr. Birgit Stark Zum Profil
Die Studie gibt einen wichtigen Impuls für die Diskussion der erforderlichen Reform des Medienkonzentrationsrechts.
Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der BLM
Wir freuen uns, dass das gemeinsam mit der BLM geförderte Forschungsprojekt mit klaren medienpolitischen Handlungsempfehlungen zum Abschluss kommt.
Dr. Christoph Egle Zum Profil
Baukastensystem bezieht auch Mediennutzung, Medienvertrauen und Medieninhalte ein
Das Monitoring bezieht alle Mediengattungen sowie Medienintermediäre ein und analysiert Nutzung, Inhalte und Wirkungen von Medienmarken. Um Gefährdungspotenziale zu ermitteln, kombiniert es in einem Baukastensystem verschiedene Analysedimensionen und Methoden. Ziel ist es einerseits, ein Bild über die Nutzung von Informationen zu aktuellen Ereignissen zu erhalten – vor allem, inwieweit sich die Zugangswege unterscheiden. Andererseits verknüpft es die Angebots- mit der Nutzerseite. So kann beispielsweise festgestellt werden, welche Bevölkerungsgruppen faktisch welche Medienvielfalt rezipieren.
Das System kann Hinweise für Gefährdungen der freien Meinungsbildung liefern und das Bewusstsein für Medienqualität fördern. Daraus lassen sich auch konkrete Regulierungsmaßnahmen ableiten. Insgesamt zielt es darauf ab, eine transparente Basis für medienpolitische Entscheidungen zu schaffen und so Vielfalt als Voraussetzung für die freie Meinungsbildung in einer sich schnell wandelnden Medienlandschaft zu sichern.
Drei medienpolitische Handlungsempfehlungen für zeitgemäße Vielfaltssicherung
Der von den Forschenden geforderte Paradigmenwechsel beinhaltet drei Kernanliegen:
- Abkehr von der fernsehzentrierten Konzentrationskontrolle: Stattdessen soll eine Gefährdungskontrolle mittels kontinuierlicher Beobachtung und Evaluation aufgebaut werden.
- Ausbau der Forschungsinfrastrukturen für evidenzbasierte Handlungsempfehlungen: Ein langfristig angelegter Meinungsmacht-Monitor, für den verschiedene Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, soll relevantes Wissen für medienpolitische Entscheidungen liefern.
- Etablierung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Vielfaltssicherung: Eine moderne Vielfaltssicherung sollte sich im digitalen Plattformzeitalter von der reinen Anbieterkontrolle lösen und sowohl inhaltliche als auch genutzte Vielfalt mit berücksichtigen.
Forschungsprojekt
Ansprechpartner:innen
Pressekontakt
Anfragen zur Studie
Prof. Dr. Birgit Stark
Professorin für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Medienkonvergenz, Institut für Publizistik | Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Carsten Reinemann
Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation, Institutsdirektor, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung | Ludwig-Maximilians-Universität München