Projektbeschreibung
Das Projekt widmete sich der Frage, wie eine zeitgemäße Messung und Regulierung von Meinungsmacht im Internet aussehen kann und entwickelte eine neue Theorie der „Datenaffordanz“, die darauf abzielt, Meinungsmacht für das neue Zeitalter von Big Data und künstlicher Intelligenz neu zu interpretieren, wobei Daten als zentraler Vermittler von Meinungsmacht dienen. Die Theorie hat wesentliche Implikationen für Privatsphäre, Datenverwaltung und die politische Manipulation im Internet.
Dabei ging es in drei Teilprojekten darum, Vorschläge zu entwickeln, wie die Meinungsmacht von Intermediären (z. B. Social Media, Suchmaschinen, andere politisch relevante Anbieter) ermittelt und im Rahmen der Regulierung berücksichtigt werden kann.
Es sollten
- ausgearbeitete und geprüfte Instrumente zur Identifikation nicht publizistischer Anbieter mit politischer Relevanz,
- Verfahren zur automatisierten Schätzung von Meinungsmacht und Vielfaltsmessung im Bereich der Intermediäre sowie
- sich daraus ergebende Empfehlungen für eine zeitgemäße Regulierung medialer Meinungsmacht entwickelt werden.
Das erste Teilpilotprojekt ergab, dass Vielfaltssicherung durch Regulierung neben dem Anbieterfokus auch eine publikumszentrierte Position erfordert. Die Forscher schlugen ein integratives Meinungsmacht-Monitoring vor, welches Inhalts- und Nutzungsvielfalt berücksichtigt.
Im zweiten Teilprojekt unterschieden sie drei Grade von Meinungsmacht:
- Meinungsmacht ersten Grades umfasst Meinungsbildungsprozesse, die Akteure inhaltlich beeinflussen können;
- Meinungsmacht zweiten Grades beschreibt die Fähigkeit zu determinieren, wie vielfältig die Inhalte genutzt werden;
- Meinungsmacht dritten Grades beschreibt konkrete Medienwirkungen.
Das Team schlussfolgerte, dass für die Bestimmung von Meinungsmacht neben der Reichweite auch in inhaltliche Vielfalt des Angebotes betrachtet werden muss.
Das letzte Teilpilotprojekt konzipierte ein kontinuierliches Meinungs-Monitoring bestehend aus:
- Der Notwendigkeit eines Fokus auf aktuelle politische Informationen;
- Dem Fokus auf Medienmarken in einer crossmedialen Betrachtung
Ziel dieses Ansatzes war die Darstellung der Komplexität der Bestimmung von Meinungsmacht im Meinungsbildungsprozess und die Identifikation von Gefährdungspotentialen.
Das Projekt wurde zum 30. Juni 2023 abgeschlossen.
Ansprechpartner
Projektteam
Prof. Dr. Carsten Reinemann
Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation, Institutsdirektor, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung | Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Simon Hegelich
Inhaber der Professur für Political Data Science, Hochschule für Politik | Technische Universität München
Prof. Dr. Birgit Stark
Professorin für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Medienkonvergenz, Institut für Publizistik | Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Lisa Zieringer M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung | Ludwig-Maximilians-Universität München
Daniel Stegmann M.A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Publizistik | Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Saurabh Dhawan M.Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule für Politik | Technische Universität München