| Analysen & Studien | Digitalisierung durch Corona? Homeoffice im Mai 2021

Digitalisierung durch Corona? Homeoffice im Mai 2021

Dr. Roland A. Stürz bidt
Christian Stumpf bidt
Antonia Schlude bidt
Hannes Putfarken bidt

Während eine fortschreitende Impfkampagne und sinkende Inzidenzen die politische Diskussion über Lockerungen der Homeoffice-Regelungen in Gang gebracht haben, traten erst Ende April 2021 strengere Vorgaben für die Arbeit von zu Hause aus in Kraft. Nicht nur Unternehmen sind verpflichtet, Homeoffice so weit wie möglich anzubieten, auch Beschäftigte sind angehalten, dieses Angebot anzunehmen. Mit seiner vierten Befragung zu Homeoffice in Deutschland untersucht das bidt die Auswirkungen der neuen Homeoffice-Regelungen in Deutschland im Mai 2021.

Homeoffice-Befragung Mai 2021

Sinkende Infektionszahlen und der Impffortschritt in Deutschland haben jüngst eine Debatte darüber entfacht, wie es mit den Homeoffice-Regelungen in naher Zukunft weitergehen soll. So fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie ein baldiges Ende der Homeoffice-Pflicht, während der Deutsche Gewerkschaftsbund in den aktuellen Regelungen nach wie vor ein wichtiges Instrument des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sieht (Tagesschau 2021). Dabei ist es gerade einmal etwas über einen Monat her, dass am 23. April 2021 die bis dato strengsten Homeoffice-Regelungen in Kraft getreten sind. Danach sind nun nicht mehr nur Unternehmen verpflichtet, Homeoffice so weit wie möglich anzubieten, sondern auch Beschäftigte sind angehalten, dieses Angebot anzunehmen.

Das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) hat diese weitere Verschärfung der Homeoffice-Regelungen zum Anlass genommen, um die Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice im Mai 2021 zu untersuchen. Dazu führte das bidt vom 6. bis 28. Mai 2021 – also nach Inkrafttreten der neuen Regelungen – eine repräsentative Kurzbefragung durch. Unter Nutzung von Google Surveys wurden 1.559 erwachsene berufstätige Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland befragt. Diese Befragung ergänzt die drei im März 2020, im Juni 2020 sowie im Februar 2021 durchgeführten Befragungswellen zum Thema Homeoffice des bidt und erlaubt Analysen im Zeitverlauf der Coronapandemie.

Gegenüber Februar 2021 zeigt sich nur noch ein leichter Anstieg der Nutzung von Homeoffice, vor allem, weil die Arbeitgeberseite die Möglichkeiten der Homeoffice-Nutzung noch einmal erweitert hat. Für eine Homeoffice-Nutzung mehrmals pro Woche ist damit das Nutzungspotenzial voll ausgeschöpft. Mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie zeigen die Ergebnisse, dass die überwiegende Mehrheit der Berufstätigen das für ihre Tätigkeiten bestehende Homeoffice-Potenzial auch gerne weitgehend nutzen würde. Rund 72 % aller befragten Berufstätigen, deren Tätigkeit Homeoffice prinzipiell zulässt, sehen ein geeignetes Homeoffice-Angebot bei der künftigen Wahl einer neuen Arbeitsstelle als wichtig an.

Es ist entsprechend davon auszugehen, dass gerade im Wettbewerb um knappe Fachkräfte ein geeignetes Homeoffice-Angebot nach der Coronapandemie zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor für Unternehmen werden wird. Unternehmen müssen dabei nicht nur die Homeoffice-Möglichkeiten an sich, sondern auch die geeignete Ausstattung des Arbeitsplatzes ihrer Beschäftigten zu Hause und den Aufbau von neuen Kompetenzen und Führungsqualitäten im Auge haben. Daneben lässt es auch die als positiver wahrgenommene Einstellung der Arbeitgeberseite gegenüber Homeoffice als unwahrscheinlich erscheinen, dass es nach der Pandemie zu einem kompletten Rückfall in die alten Muster der ausgeprägten deutschen Präsenzkultur kommen wird. Entsprechend sind auch langfristige strukturelle Veränderungen zu erwarten, die Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringen werden. Die Forschung sollte diesen Wandel weiterhin aktiv begleiten und Implikationen aufzeigen.

Homeoffice-Nutzung erneut leicht gestiegen

Gegenüber Februar 2021 ist die Nutzung von Homeoffice leicht gestiegen. So befinden sich derzeit 52 % aller erwachsenen berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer mindestens ab und zu im Homeoffice. Im Vergleich zur Homeoffice-Nutzung während des ersten Lockdowns im März 2020 liegt die Nutzung nun um 9 Prozentpunkte höher. Sie liegt zugleich 17 Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau von 35 %. Die Nutzung von Homeoffice mehrmals pro Woche ist gegenüber Februar 2021 um 5 Prozentpunkte gestiegen. So arbeiten aktuell rund 46 % der berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer mehrmals pro Woche von zu Hause aus. Dieser Anteil hat sich damit gegenüber der Zeit vor der Coronapandemie mehr als verdoppelt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Die Auswertung nach Geschlecht zeigt, dass für den erneuten Zuwachs vor allem eine verstärkte Homeoffice-Nutzung bei berufstätigen Männern verantwortlich ist. So steigt bei dieser Gruppe die mindestens gelegentliche Nutzung von Homeoffice gegenüber Februar 2021 um 5 Prozentpunkte auf 55 %, die Nutzung von Homeoffice mehrmals pro Woche um 6 Prozentpunkte auf 48 %. Bei Frauen hingegen erhöht sich die gelegentliche Homeoffice-Nutzung gegenüber Februar 2021 so gut wie nicht und liegt nun bei 48 %. Auch die häufige Nutzung von Homeoffice mehrmals pro Woche bleibt bei Frauen gegenüber Februar 2021 mit 42 % so gut wie unverändert.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Über die gesamte bisherige Coronapandemie zeigt sich, dass Männer offensichtlich flexibler zwischen Homeoffice und der Arbeit vor Ort wechseln als Frauen. In weniger angespannten Phasen der Pandemie kehrten Männer im Vergleich zu Frauen schneller in die Arbeitsstätten zurück, während sie in angespannteren Phasen wieder verstärkt von zu Hause aus arbeiteten. Ein möglicher Grund dafür kann die zusätzliche Belastung vor allem von Frauen durch die Kinderbetreuung sein – gerade wenn pandemiebedingt Kinderbetreuungseinrichtungen nicht den gewohnten Betreuungsumfang anbieten.

Geringer Effekt der Homeoffice-Pflicht für ArbeitnehmerInnen

Eine Analyse der Auswirkungen des „Vierten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ zeigt, wie es zu dem neuerlichen leichten Anstieg der Homeoffice-Nutzung kommt. Mit dem am 23. April 2021 in Kraft getretenen Gesetz wurden nicht nur die bisherigen Regelungen zum Homeoffice aus der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung in das Infektionsschutzgesetz übernommen, sondern auch erweitert. Neben die Pflicht für die Arbeitgeberseite, Homeoffice so weit wie möglich anzubieten, trat die Pflicht für Beschäftigte, das Homeoffice-Angebot auch so weit wie möglich anzunehmen. Konkret hat „der Arbeitgeber […] den Beschäftigten im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in deren Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen. Die Beschäftigten haben dieses Angebot anzunehmen, soweit ihrerseits keine Gründe entgegenstehen“ (Artikel 1 (7), Viertes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite). Die Maßnahmen sind nach gegenwärtigem Stand (15.06.2021) bis zum 30. Juni 2021 befristet. Es zeigt sich, dass die Mehrheit der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, bei denen Homeoffice möglich ist, das arbeitgeberseitige Angebot zur Nutzung von Homeoffice bereits vollumfänglich genutzt hat. Bei 16 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kam es im Mai 2021 zu einer Ausweitung der Homeoffice-Nutzung. Rund 4 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen nun öfter von zu Hause aus arbeiten, obwohl sie dies eigentlich nicht wollen. 12 % dürfen nun öfter ins Homeoffice und wollen dies auch. Nur 2 % nutzen das Homeoffice-Angebot nicht vollumfänglich, müssen dafür aber der Arbeitgeberseite nun eine Begründung liefern. 7 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen das Homeoffice-Angebot nicht vollumfänglich und müssen dies gegenüber der Arbeitgeberseite trotz der aktuell bestehenden Regelung nicht begründen. Der erneute Zuwachs der Homeoffice-Nutzung scheint somit in erster Linie auf eine Erweiterung des Homeoffice-Angebots zurückzuführen zu sein, da nur wenige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von unmittelbaren Auswirkungen der sie betreffenden verschärften Anforderungen berichten.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Fast ein Viertel der Homeoffice-NutzerInnen arbeitet zu Hause an keinem fest eingerichteten Arbeitsplatz

Im Zuge der vierten Befragung zur Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice in Deutschland während der Coronapandemie untersuchte das bidt auch die Arbeitsplatzsituation der im Homeoffice arbeitenden berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer. 23 % der Befragten geben an, keinen fest eingerichteten Arbeitsplatz zu Hause zu haben. Rund ein Drittel der Befragten hat im Homeoffice einen fest eingerichteten Arbeitsplatz im Wohnbereich. 45 % geben an, einen fest eingerichteten Arbeitsplatz in einem eigenen Arbeitszimmer zu haben.

Zu beobachten ist ein gewisser Zusammenhang mit der Nutzungshäufigkeit von Homeoffice. So geben 47 % der mehrmals pro Woche von zu Hause aus Arbeitenden an, einen fest eingerichteten Arbeitsplatz in einem eigenen Arbeitszimmer zu haben. Bei Befragten, die nur gelegentlich und nicht mehrmals pro Woche von zu Hause aus arbeiten, sind dies hingegen nur 37 %. 21 % der mehrmals pro Woche von zu Hause aus Arbeitenden hat keinen fest eingerichteten Arbeitsplatz. Bei den nur gelegentlichen Homeoffice-Nutzenden sind es 35 %.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Hohe Zufriedenheit im Homeoffice, teilweise abhängig von der Arbeitsplatzsituation

86 % der Nutzerinnen und Nutzer von Homeoffice geben im Mai 2021 an, mit ihrer Situation im Homeoffice eher oder sehr zufrieden zu sein, nur rund 15 % sind es nicht. Die Zufriedenheit ist damit gegenüber Februar 2021 wieder etwas angestiegen und liegt auf dem Niveau von Juni 2020, als ähnlich hohe Zufriedenheitswerte festgestellt wurden. Dabei zeigt sich, dass die Zufriedenheit zumindest einen gewissen Zusammenhang mit der Arbeitsplatzsituation im Homeoffice aufweist. So sind 90 % der Homeoffice-Nutzenden mit einem fest eingerichteten Arbeitsplatz in einem eigenen Arbeitszimmer eher oder sehr zufrieden, während es bei denjenigen mit fest eingerichtetem Arbeitsplatz im Wohnbereich nur 84 % sind. Homeoffice-Nutzerinnen und -Nutzer ohne fest eingerichteten Arbeitsplatz weisen mit 80 % die niedrigsten Zufriedenheitswerte auf. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei der Gruppe der sehr Zufriedenen. So sind 58 % der Homeoffice-Nutzenden mit fest eingerichtetem Arbeitsplatz in einem eigenen Arbeitszimmer sehr zufrieden mit ihrer Situation im Homeoffice. Bei denjenigen, die keinen fest eingerichteten Arbeitsplatz zu Hause haben, sind dies nur 32 %.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

ArbeitgeberInnen positiver eingestellt gegenüber Homeoffice

Eine deutliche Mehrheit von 80 % der berufstätigen internetnutzenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt an, dass sich die Einstellung der Arbeitgeberseite gegenüber der Nutzung von Homeoffice verbessert hat. Nur jeder Fünfte glaubt dies nicht.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Homeoffice-Wunsch nach der Coronapandemie sehr hoch und nahe dem Potenzial

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Vergleicht man die aktuelle Homeoffice-Nutzung mit dem abgefragten Homeoffice-Potenzial aus der bidt-Erhebung im Februar 2021, zeigt sich, dass bei einer ausschließlichen oder fast ausschließlichen Nutzung das Homeoffice-Potenzial aktuell mehr als ausgeschöpft ist. Während sich derzeit 29 % der Berufstätigen (fast) ausschließlich im Homeoffice befinden, gaben nur rund 19 % der Befragten im Februar 2021 an, dass sich ihre Tätigkeiten auch (fast) ausschließlich sinnvoll im Homeoffice ausüben lassen. Bei einer Nutzung von Homeoffice mehrmals pro Woche ist das Potenzial derzeit voll ausgeschöpft. So befinden sich aktuell 46 % der Berufstätigen mehrmals pro Woche im Homeoffice, während dies auch 46 % für möglich halten. Erst bei einer Erweiterung der Betrachtung auch auf eine gelegentliche Nutzung von Homeoffice etwa einmal pro Woche oder seltener besteht noch Potenzial. So sind rund 52 % der Befragten derzeit gelegentlich im Homeoffice, wohingegen 61 % der Befragten ein Potenzial hierfür sehen.

Nach der Coronapandemie wünschen sich insgesamt rund 55 % der berufstätigen Internetnutzerinnen und -nutzer, mindestens ab und zu von zu Hause aus arbeiten zu können. Dabei wurden die Befragten bei der Angabe ihres Wunsches explizit darum gebeten, zu berücksichtigen, dass sich ihr Beruf auch in dem gewünschten Umfang sinnvoll im Homeoffice ausüben lassen muss. 13 % der Befragten wollen ausschließlich oder fast ausschließlich im Homeoffice arbeiten. 28 % wollen zwar nicht (fast) ausschließlich, aber zumindest mehrmals pro Woche Homeoffice nutzen. 11 % wünschen sich, etwa einmal pro Woche von zu Hause aus arbeiten zu können und 3 % wollen zumindest zwei bis drei Mal im Monat oder seltener Homeoffice nutzen. Nur 6 % der Befragten wollen nicht von zu Hause aus arbeiten, obwohl sie dies grundsätzlich für möglich halten. 39 % geben an, dass ihr Beruf allgemein kein Homeoffice zulässt.

Vergleicht man den Wunsch nach Homeoffice mit der aktuellen Nutzung, dann zeigt sich, dass zukünftig noch etwas mehr Berufstätige zumindest ab und zu von zu Hause aus arbeiten wollen und dies auch in ihrem Beruf grundsätzlich für möglich halten. Betrachtet man nur die intensive Homeoffice-Nutzung, dann fällt auf, dass weit weniger Befragte ausschließlich oder fast ausschließlich im Homeoffice arbeiten wollen (13 %), als dies gegenwärtig der Fall ist (29 %). Dies gilt auch noch, wenn man die Betrachtung auf Berufstätige erweitert, die mehrmals pro Woche von zu Hause aus arbeiten.

Ein Vergleich des Wunsches nach Homeoffice nach der Pandemie mit dem Homeoffice-Potenzial ergibt, dass die Berufstätigen das selbst eingeschätzte Potenzial auch weitgehend nutzen wollen. Bei der ausschließlichen oder fast ausschließlichen Nutzung bleibt der Wunsch bei 13 % der Befragten allerdings etwas hinter dem angegebenen Potenzial (19 %) zurück.

Hohe Bedeutung von Homeoffice-Angebot bei Jobwechsel

Der ausgeprägte Wunsch, nach der Coronapandemie von zu Hause aus arbeiten zu können, spiegelt sich auch in der Bedeutung eines geeigneten Homeoffice-Angebots bei einer künftigen Arbeitsstelle wider. So geben 72 % der Befragten, die Homeoffice in ihrem Beruf allgemein für möglich erachten, an, dass bei einer neuen Arbeitsstelle die Homeoffice-Möglichkeiten eher oder sehr wichtig sind. Nur 28 % halten ein entsprechendes Angebot für unwichtig.

Dabei lässt sich ein gewisser Zusammenhang mit der Arbeitsplatzsituation im Homeoffice aufzeigen. Bei Berufstätigen, die Homeoffice in ihrem Beruf allgemein für möglich halten, erachten 84 % ein geeignetes Homeoffice-Angebot für wichtig, wenn sie einen fest eingerichteten Arbeitsplatz in einem eigenen Arbeitszimmer haben. Bei Befragten mit einem fest eingerichteten Arbeitsplatz im Wohnbereich sind dies 77 %. Bei Berufstätigen ohne fest eingerichteten Arbeitsplatz beträgt dieser Anteil hingegen nur 64 %.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Datawrapper zu laden.

Datawrapper laden

Fazit und Ausblick

Die am 23. April 2021 in Kraft getretenen und bis dato strengsten Homeoffice-Regelungen in Deutschland haben die Homeoffice-Nutzung noch einmal leicht erhöht. So befinden sich im Mai 2021 52 % der Berufstätigen mindestens gelegentlich im Homeoffice. 46 % arbeiten sogar mehrmals pro Woche von zu Hause aus. Gerade bei den häufigen Nutzerinnen und Nutzern von Homeoffice ist das Homeoffice-Potenzial damit ausgeschöpft.

Für die Zeit nach der Coronapandemie wünschen sich rund 55 % der Berufstätigen, mindestens ab und zu von zu Hause aus arbeiten zu können, und halten dies auch bei ihren Tätigkeiten für möglich. 41 % wünschen sich, nach der Pandemie mehrmals pro Woche im Homeoffice zu arbeiten. 80 % der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Homeoffice grundsätzlich für möglich halten, geben an, dass sich die Einstellung der Arbeitgeberseite gegenüber Homeoffice verbessert hat. Entsprechend unwahrscheinlich erscheint es, dass die Arbeitswelt nach der Coronapandemie wieder vollständig in die alten Muster der deutschen Präsenzkultur zurückfallen wird. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich ein geeignetes Angebot zur Nutzung von Homeoffice auch zu einem Wettbewerbsfaktor im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte entwickeln wird. So geben knapp drei Viertel derjenigen Befragten an, die Homeoffice in ihrem Beruf für möglich erachten, dass ein geeignetes Homeoffice-Angebot bei einem zukünftigen Jobwechsel ein wichtiges Entscheidungskriterium für sie sein wird.

Unternehmen sollten daher die derzeitige pandemiebedingte Forcierung von Homeoffice als Chance sehen, die Weichen im Wettbewerb mit passenden Angeboten für die Nutzung von Homeoffice für die Zukunft erfolgreich zu stellen. Dies gilt umso mehr, da vor allem bei höher qualifizierten, knappen Fachkräften das Homeoffice-Potenzial stark ausgeprägt ist (Mergener 2020) und bei Beschäftigten mit unerfülltem Homeoffice-Wunsch die Arbeitszufriedenheit leiden kann (Grunau et al. 2019).

Bei zukünftigen Homeoffice-Angeboten muss auch der Ausstattung des Arbeitsplatzes zu Hause besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Unternehmen sollten sich im Wettbewerb um Fachkräfte aktiv an der Einrichtung eines festen Arbeitsplatzes in den vier Wänden der Beschäftigten beteiligen. Durch eine geeignete ergonomische Ausstattung kann nicht nur derzeit verstärkt auftretenden negativen gesundheitlichen Folgen durch die häufige Nutzung von Homeoffice entgegengewirkt (DAK 2021), sondern auch die Zufriedenheit der Beschäftigten gefördert werden. So sind deutlich mehr Berufstätige im Homeoffice mit fest eingerichtetem Arbeitsplatz zufrieden als Berufstätige ohne einen derartigen Arbeitsplatz.

Eine ausgewogene Mischung aus Präsenz- und Homeoffice-Tagen sollte dort, wo es möglich ist, zur Regel werden. So können die Vorzüge von Homeoffice mit den Vorteilen der Präsenzarbeit verknüpft und negative Folgen einer übermäßigen Homeoffice-Nutzung vermieden werden. Dort, wo Homeoffice nicht möglich ist, wird die Arbeitgeberseite und auch die Politik für einen geeigneten Ausgleich sorgen müssen, um einer Spaltung der Belegschaft oder einer weiteren sozialen Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Mitarbeitende und Führungskräfte sind gleichsam zu sensibilisieren und bei dem Wandel zu unterstützen. So müssen häufig erst noch neue Kompetenzen und Führungsqualitäten für die Arbeit und die Führung aus der Distanz aufgebaut werden. Dieser Wandel wird Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringen. Die Forschung sollte diesen Wandel weiterhin aktiv begleiten und Implikationen aufzeigen.