Die “Digitale Überwachung am Arbeitsplatz” fungiert als Kantenphänomen zwischen den Knoten „Digitale Ökonomie“ und „Datenschutz“. Die Verbindung zwischen digitalen Ökonomien, Datenschutz und Überwachung am Arbeitsplatz liegt in der zentralen Rolle von Daten.
Eine Wirtschaft, die sich vornehmlich auf digitale Produkte und Dienstleistungen stützt, wird als digitale Ökonomie bezeichnet (Teebken & Hess, 2022). Mit dem fortschreitenden Einzug digitaler Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft erleben wir eine beispiellose Sammlung, Speicherung und Verarbeitung von Daten (Acquisti et al., 2015; Bélanger & Xu, 2015). Technologien wie künstliche Intelligenz, Web-Tracking oder Blockchain stehen stellvertretend für diese Entwicklung und erweitern das Verständnis darüber, wie Daten das Entscheidungsverhalten von Unternehmen und Nutzern beeinflussen können, manchmal sogar über die Grenzen der physischen und digitalen Welt hinweg (Hess et al., 2022). Ein besonderes Augenmerk innerhalb der digitalen Ökonomien liegt auf den sogenannten Datenökonomien, die die transformative Kraft von der Erfassung, Integration und Analyse großer Datenmengen betonen (Teebken & Hess, 2022).
Im Arbeitsplatzkontext ermöglicht die Nutzung fortschrittlicher Technologien zur Datenverarbeitung und -analyse einerseits gesteigerte Produktivität und betriebliche Effizienz (Gierlich-Joas et al., 2022). So können Arbeitnehmer-Daten beispielsweise Einblicke in Arbeitsgewohnheiten und -leistungen bieten, die wiederum zur Optimierung von Arbeitsabläufen, Personalmanagement und letztlich zur Steigerung der Unternehmenseffizienz genutzt werden können (Zieglmeier et al., 2022). Andererseits führt die umfassende Datenerhebung zu einer erhöhten Transparenz der Arbeitnehmer (Gierlich-Joas et al., 2022). Die Erzeugung personenbezogener Daten der Mitarbeiter schafft Möglichkeiten, die Handlungen Einzelner genau zu überwachen (Clarke, 1988, 2019; Connolly & McParland, 2012). Dabei können Arbeitgeber legitime Gründe haben, Mitarbeiteraktionen zu überwachen, beispielsweise um sicherzustellen, dass Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen (Nord et al., 2006). Gleichzeitig führt die zunehmende Arbeitnehmer-Transparenz zu diversen Privatheitsbedenken, beispielsweise bezüglich der sekundären Nutzung von implizit gesammelten Daten (Teebken et al., 2023). Besonders die Vermischung von Privatleben und Beruf durch die Preisgabe von Arbeitnehmerdaten wird sowohl in der Forschung als auch in der Praxis als problematisch betrachtet (Teebken, 2021; Teebken & Hess, 2021). So gewinnt das Thema Datenschutz in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung.
Digitale Arbeit erfordert eine sorgfältige Balance zwischen der Effizienzsteigerung und der Wahrung der Privatsphäre der Mitarbeiter. Die Herausforderung besteht darin, Geschäftsstrategien zu entwickeln, die sowohl die Potenziale digitaler Technologien voll ausschöpfen als auch die Datenschutzrechte der Arbeitnehmer respektieren und schützen. Dies erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen dem Nutzen von Arbeitnehmerdaten für Unternehmen und dem Datenschutz der Arbeitnehmer.
Vergleichbarkeit mit analogen Phänomenen
Die digitale Überwachung am Arbeitsplatz ist in gewisser Weise vergleichbar mit der Überwachung und Leistungsmessung von Mitarbeitern in der Vergangenheit. In analogen Zeiten basierte dies auf direkter Beobachtung und manueller Datenerhebung. Der Unterschied in der digitalen Welt liegt jedoch in der umfassenden, oft unsichtbaren und automatisierten Datenerfassung. Digitale Tools und damit verbundene Enabler ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung, die weit über das hinausgeht, was in der analogen Welt möglich war.
Enabler:
- Automatisierung: Ermöglicht die kontinuierliche Sammlung von Mitarbeiterdaten ohne menschliches Eingreifen.
- Vernetzung und Datenintegration: Erleichtert den Zugriff und die Analyse von Mitarbeiterdaten über verschiedene Systeme hinweg.
- Hohe Geschwindigkeit (von Prozessen): Echtzeit-Datenanalyse ermöglicht sofortige Einblicke in Mitarbeiterverhalten und -leistung.
- Erzeugung und Verarbeitung großer Datenmengen: Erweiterte Datenverarbeitungskapazitäten erlauben die Handhabung und Analyse großer Datenmengen, was in der analogen Welt undenkbar wäre.
Gesellschaftliche Relevanz
Die digitale Überwachung am Arbeitsplatz ist von großer gesellschaftlicher Relevanz, da sie die Arbeitswelt maßgeblich prägt und das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beeinflusst. Die richtige Balance zwischen Datenschutz und digitaler Effizienz zu finden, ist entscheidend für eine gerechte und zukunftsorientierte Arbeitswelt. Dies beeinflusst nicht nur die individuelle Privatsphäre der Arbeitnehmer, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Datenschutz und digitalen Rechten.
Weiterführende Links und Literatur
Literaturempfehlungen:
- Agarwal, N., & Steinmetz, R. (2019). Sharing economy: A systematic literature review. International Journal of Innovation and Technology Management, 16(06), 1930002.
- Chang, H. H., & Sokol, D. D. (2020). How incumbents respond to competition from innovative disruptors in the sharing economy—The impact of Airbnb on hotel performance. Strategic Management Journal, 1–22.
Quellen
- Acquisti, A., Brandimarte, L., & Loewenstein, G. (2015). Privacy and human behavior in the age of information. Science, 347(6221), 509-514.
- Bélanger, F., & Xu, H. (2015). The role of information systems research in shaping the future of information privacy. Information Systems Journal, 25(6), 573-578.