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Neue Wege im Wissenschaftsmanagement

Dr. Maria Staudte ist Forschungskoordinatorin am bidt und betreut das Nachwuchsprogramm. Sie ist Ansprechpartnerin für Promovierende und kennt sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in Forschung und Lehre bestens aus – ein Porträt in der Reihe „Menschen am bidt“ über die Leidenschaft für Wissenschaft, Herausforderungen der Mensch-Maschine-Interaktion und neue Wege im Wissenschaftsmanagement.

© bidt / Klaus D. Wolf

Humanoide, also menschenähnliche Roboter, werden in Zukunft immer mehr zu unserem Alltag gehören – nicht zuletzt auf IT-Messen sind sie wahre Publikumsmagnete. Was das mit Dr. Maria Staudte zu tun hat? Neben technischen Aspekten, Künstlicher Intelligenz und der Frage „Was werden Roboter in Zukunft können?“ lernen wir in der Interaktion mit Maschinen viel über unser eigenes menschliches Verhalten. Und genau diese Mensch-Maschine-Interaktion war über viele Jahre der Forschungsgegenstand von Maria Staudte.

Forschung und Lehre im Saarland

Unter anderem an der Universität des Saarlandes – im zweitkleinsten Bundesland Deutschlands – hat sie Computerlinguistik studiert, anschließend in Kognitionswissenschaften promoviert und später dort als Nachwuchsgruppenleiterin geforscht und gelehrt. Forscherinnen und Forscher der Kognitionswissenschaften befassen sich mit der Verarbeitung von Information im Rahmen von Wahrnehmungs-, Denk- und Entscheidungsprozessen, und zwar sowohl bei Menschen als auch bei Tieren sowie in der Interaktion mit Maschinen. Der Fokus liegt dabei auf Bereichen wie Gedächtnis, Lernen, Sprache, Emotion oder Motivation. Maria Staudte hat sich auf die Sprache spezialisiert.

Was mich an den Kognitionswissenschaften fasziniert, ist die Vielfalt der beteiligten Fachdisziplinen – von der Psychologie über Sprach- und Neurowissenschaften bis hin zur Informatik und KI – und der stark experimentelle Ansatz.

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„Wie verarbeiten Menschen Sprache und dies auch im Zusammenspiel mit Maschinen? Die Kommunikation zwischen Individuen basiert nicht nur auf der reinen Sprache, sondern Mimik, Gestik oder Blickverhalten in Kombination mit dem richtigen Timing spielen eine große Rolle. Dafür habe ich beispielsweise sehr viel mit Eye-Tracking in den Versuchen gearbeitet“, so Staudte weiter.

Ein Beispiel eines Experiments: Ein Roboter, der Probandinnen und Probanden einen Sachverhalt auf der Tonspur erklärt, aber in einem für sein Gegenüber unpassenden Moment wegsieht, irritiert den Menschen erwiesenermaßen. Sein Verhalten ist für diesen nicht kongruent: Erwartungen werden konterkariert und die Irritation führt beim Gegenüber dazu, dass sprachliche Informationen nicht so schnell verarbeitet werden – letzten Endes führt es sogar zu Vertrauensverlust in die Fähigkeiten der Maschine. „Manchmal braucht es eben Fehler in der sonst so reibungslosen Kommunikation, um zu verstehen, wie sie eigentlich funktioniert.“

Wechsel nach Bayern und neue Aufgaben am bidt

Der Wechsel aus dem Saarland nach München und zum bidt kam 2020. An Bayerns Digitalinstitut ist sie aus der Forschung in den Bereich Wissenschaftsmanagement gewechselt und verstärkt das bidt-Team als Forschungskoordinatorin für Nachwuchsprogramme mit Schwerpunkt auf der Promovierendenförderung. Bereits während ihrer Zeit an der Universität des Saarlandes hatte sie Aufgaben im Wissenschaftsmanagement übernommen: Lange Zeit war sie als Nachwuchsgruppenleiterin im Exzellenzcluster der Universität tätig, hat Promotionen betreut und als Principal Investigator und Vorstandsmitglied in einem Sonderforschungsbereich gearbeitet. Dennoch: So ein Rollentausch nach vielen Jahren in der Forschung mit weitreichendem Netzwerk hin zu Koordination und Management braucht schon Mut – aber die Neugier auf eine neue Tätigkeit und neue Herausforderungen überwog.

Was mich damals sehr an der neuen Herausforderung gereizt hat, war, dass die Nachwuchsförderung am bidt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium neu aufgestellt werden sollte. Das bot wirklich tolle Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. So kann ich mithilfe meiner eigenen Erfahrungen in Forschung und Betreuung dazu beitragen, Ausbildungs- und Förderformate, insbesondere für Promovierende, in Bayern weiter zu verbessern.

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Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen: Über 15 Jahren in der Forschung stehen nun gut zwei Jahre als Forschungskoordinatorin gegenüber. Und wie auch in ihrer eigenen Forschungszeit hat Staudte hier gemeinsam mit ihren Kooperationspartnerinnen und -partnern sowie Kolleginnen und Kollegen innerhalb kürzester Zeit viel erreicht.

Nachwuchsprogramme neu aufgelegt

2022 ist das Nachwuchsprogramm neu gestartet: Das bidt koordiniert und betreut u. a. das Graduate Center. „Zu unseren Aufgaben gehören die Organisation der Auswahlprozesse der Geförderten sowie die Gestaltung der Programme für Schulungen und Coachings. Wir schaffen mit dem Graduate Center Möglichkeiten zur interdisziplinären Vernetzung und bieten vielfältige Unterstützung für Promovierende, die zum digitalen Wandel forschen“, sagt Maria Staudte. Das Aufgabengebiet ist vielfältig und erfordert eine Menge Einsatz. Nicht selten hält Staudte – die in ihrer Freizeit begeisterte Volleyball- und Badmintonspielerin ist – viele organisatorische Bälle in der Luft.

Maria Staudtes berufliche Biografie ist zudem von zwei Dingen geprägt: Internationalität und Interdisziplinarität. So kann Staudte auch ihre Erfahrungen als Gastwissenschaftlerin z. B. in New York vor ein paar Jahren an so einigen Stellen in ihre berufliche Praxis am bidt einbringen. „Damals sind mein Mann, der auch in der Wissenschaft tätig ist, und ich als frisch gebackene Eltern mit unserer kleinen Tochter als Gastwissenschaftler nach New York gezogen – ich habe dort an der Stony Brook University geforscht. Eine inspirierende Zeit, auch weil man als Wissenschaftlerin erlebt, wie Forschung woanders funktioniert – beispielsweise waren damals ethische Standards in der Psycholinguistik, einem Teilgebiet der Sprachwissenschaften, an US-amerikanischen Universitäten bereits viel etablierter als in Deutschland“, so Maria Staudte weiter.

Im Hinblick auf die Promovierenden ist wiederum Interdisziplinarität Trumpf: Die von ihnen erforschten Themen sind so vielfältig wie die beteiligten Studienrichtungen und reichen von Hatespeech in sozialen Netzwerken bis – genau – Mensch-Maschine-Interaktion. Das Thema Mensch-Maschine-Interaktion begegnet Maria Staudte daher weiterhin, da es zudem Forschungsgegenstand vieler vom bidt geförderter Projekte ist. Und auch wenn sie selbst nicht mehr aktiv in die Forschung eingebunden ist, haben die Promovierenden mit Maria Staudte eine sehr erfahrene Sparringspartnerin an ihrer Seite, die den Wissenschaftsbetrieb praktisch aus dem Effeff kennt.

Kickoff-Veranstaltung des bidt Graduate Center im Herbst 2022

Ein Meilenstein war dann sicherlich auch das erste Treffen aller Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Herbst 2022. „Das Kick-off des Graduate Center habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Dr. Christina Dieckhoff, die bei uns die Postdocs betreut, organisiert. Zu sehen, wie sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen und ‑wissenschaftler wissenschaftlich austauschen und untereinander vernetzen, war ein tolles Erlebnis. Nach zwei Jahren intensiver Arbeit hatte man das Gefühl: Jetzt startet etwas Neues. Und das war erst der Anfang.