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Wirtschaftswissenschaft

Die Rolle digitaler Innovationen bei der Bewältigung organisationaler Veränderungsprozesse

Lesezeit: 4 Min.

Digitale Innovationen (DI) spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung von Veränderungsprozessen in Organisationen, insbesondere im Kontext von Industrie 4.0. Der Begriff Industrie 4.0 beschreibt das Vorhaben, durch die Digitalisierung der Produktion eine vierte industrielle Revolution zu erreichen. Digitale Innovationen integrieren Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz und mobile Anwendungen [5], um Abläufe zu optimieren, Entscheidungsfindungen zu verbessern und die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden zu stärken [7], [3], [8], [4]. Im Rahmen des Change-Managements können DI einen dynamischen Austausch fördern und eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ermöglichen, wodurch der One-Size-fits-all-Ansatz überwunden und eine partizipative Kultur gefördert wird [6].

Die Implementierung von DI in Veränderungsprozesse erfordert eine Anpassung der Führungsstile und Managementpraktiken, um flexible und dynamische Interaktionen und Veränderungsprozesse zu gewährleisten. Das Forschungsprojekt „Transforming Digitally: Digitale Innovationen zur erfolgreichen Gestaltung des organisationalen Wandels (DIOW)“ untersucht, wie digitale Innovationen gezielt in Veränderungsprozesse integriert werden können, um Herausforderungen besser zu bewältigen und die Erfolgsraten von Veränderungsprojekten zu steigern. Ein interdisziplinäres Team aus Wirtschaftsinformatik, Soziologie und Management erforscht die Chancen und Risiken dieser digitalen Werkzeuge, d. h. bestimmte digitale Tools und Softwarelösungen, wie z.B. digitale Nudges, digitale Kollaborationsplattformen oder auch digitale Survey- und Feedbacktools.

Ziel des Projekts ist es, evidenzbasierte Empfehlungen für die erfolgreiche Implementierung von DIOW zu entwickeln, die digitale Nudges, digitalgestützte Teilhabeformen und datengetriebenes Echtzeitmonitoring umfassen. Diese Innovationen sollen die Kommunikation, Befähigung und Beteiligung der Mitarbeitenden verbessern und einen flexibleren Veränderungsprozess fördern. Trotz der hohen praktischen Relevanz gibt es bisher nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle dieser digitalen Werkzeuge als Katalysatoren des Wandels. Das Forschungskonsortium strebt daher an, die Funktion von DIOW als entscheidenden Faktor für die Veränderungsfähigkeit von Organisationen zu analysieren, um deren Zukunftsfähigkeit nachhaltig zu sichern.

Vergleichbarkeit mit analogen Phänomenen

Im Vergleich zu traditionellen Ansätzen im Change-Management, die häufig statisch und wenig flexibel sind, ermöglichen digitale Innovationen (DI) eine dynamische Individualisierung und Anpassung von Veränderungsprozessen. Während frühere Methoden oft auf standardisierte Kommunikationsstrategien und einheitliche Roll-outs setzten, erlauben DI eine maßgeschneiderte Reaktion auf die spezifischen Bedürfnisse und Rückmeldungen der Mitarbeitenden. Diese Differenzierung ist von entscheidender Bedeutung, da die Heterogenität der Mitarbeitenden häufig unzureichend berücksichtigt wird, was zu Widerständen und Misserfolgen bei Veränderungsprojekten führen kann.

Analoge Phänomene wie klassische Schulungsprogramme oder Informationsveranstaltungen sind in ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit begrenzt und können den Anforderungen der heutigen digitalen Welt oft nicht gerecht werden. Im Gegensatz dazu trägt die Integration von DI dazu bei, die Unterstützung und Integration der Mitarbeitenden zu verbessern. Diese erhöhte Flexibilität und Responsivität fördert letztlich die Veränderungsbereitschaft und -akzeptanz, indem sie den Mitarbeitenden ermöglicht, aktiv in den Prozess eingebunden zu werden und ihre individuellen Perspektiven einzubringen.

Gesellschaftliche Relevanz

Die Bedeutung von DI im Kontext von Change-Management geht über die Grenzen einzelner Organisationen hinaus. In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft sind Unternehmen gefordert, ihre Prozesse kontinuierlich zu verbessern und sich an die dynamischen Marktbedingungen anzupassen. Der Erfolg von Veränderungsprojekten hat nicht nur Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, sondern auch auf die Beschäftigungssituation und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden [1], [2].

Darüber hinaus fördert der Einsatz von DI eine Kultur der Technologieakzeptanz und des kontinuierlichen Lernens, was für die zukünftige Entwicklung von Organisationen und Gesellschaften von zentraler Bedeutung ist. In einer Zeit, in der der technologische Fortschritt rasant voranschreitet, ist die Fähigkeit, Veränderungen proaktiv zu gestalten und zu managen, entscheidend für die langfristige Stabilität und den Erfolg von Organisationen.

Weiterführende Links und Literatur

Empfohlene Lektüre:

  • Bailey, D. E. et al. (2022). We are all theorists of technology now: A relational perspective on emerging technology and organizing. In: Organization Science 33 (1), 1–18.
  • Kanitz, R./Gonzalez, K. (2021). Are we stuck in the predigital age? Embracing technology-mediated change management in organizational change research. In: The Journal of Applied Behavioral Science 57 (4), 447–458. 
  • Kanitz, R. et a. (2023). Augmenting organizational change and strategy activities: Leveraging generative artificial intelligence. In: Journal of Applied Behavioral Science 59 (3), 345–363.

Quellen

  1. Amiot, C. et al. (2006). A longitudinal investigation of coping processes during a merger: Implications for job satisfaction and organizational identification. In: Journal of Management 32, 552–574.
  2. Axtell, C. et al. (2002). Familiarity breeds content: The impact of exposure to change on employee openness and well-being. In: Journal of Occupational and Organizational Psychology 75, 217–231.
  3. Barley, S./Bechky, B. A./Milliken, F. J. (2017). The changing nature of work: Careers, identities, and work lives in the 21st century. In: Academy of Management Discoveries 3 (2), 111–115.
  4. Chen, Z. et al. (2017). The transition from traditional banking to mobile internet finance: an organizational innovation perspective – a comparative study of Citibank and ICBC. In: Financial Innovation 3, 12.
  5. Fichman, R. G./Dos Santos, B. L./Zheng, Z. E. (2014). Digital innovation as a fundamental and powerful concept in the information systems curriculum. In: MIS Quarterly 38(2), 329–354.
  6. Kanitz, R./Gonzalez, K. (2021). Are we stuck in the predigital age? Embracing technology-mediated change management in organizational change research. In: The Journal of Applied Behavioral Science 57 (4), 447–458.
  7. Landers, R. N./Marin, S. (2021). Theory and technology in organizational psychology: A re-view of technology integration paradigms and their effects on the validity of theory. Annual Review of Organizational Psychology and Organizational Behavior 8 (7), 1–24.
  8. Ward, M. J./Marsolo, K. A./Froehle, C. M. 2014. Applications of business analytics in healthcare. In: Business Horizons 57 (5), 571–582.