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Lessons Learned: „Umbruch erleben“

Wie verändert die digitale Transformation das Leben der Menschen? Darüber diskutierten Expertinnen und Experten bei der bidt Werkstatt digital am 25.11.2020. Die wesentlichen Ergebnisse in Kürze.

© Christian Wiedinger / Unsplash

Lust auf Zukunft? – unter diesem Titel diskutierten Expertinnen und Experten bei der bidt Werkstatt digital am 25. November 2020 darüber, was die digitale Transformation für das Berufs- und Privatleben bedeutet. Wie gelingt es, die Chancen zu nutzen und die Herausforderungen zu meistern, die mit dem digitalen Wandel verbunden sind?

Ausgangspunkt der Diskussion war die empirische Studie Umbruch erlebenfür die das ISF München im Auftrag des bidt Personen unterschiedlichen Alters und sozialen Hintergrunds befragte. Demnach wird die Digitalisierung mit einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel verbunden, wie die Einführung von Thomas Lühr (ISF München) zeigte. Die Diskussion leitete bidt-Direktor Professor Andreas Boes.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie

  • Die Menschen erleben mit der digitalen Transformation einen gesellschaftlichen Umbruch, der in alle Lebensbereiche eingreift
  • Es dominiert die Motivation, nach einem konstruktiven Umgang mit den neuen Möglichkeiten zu suchen.
  • Wie Menschen die Digitalisierung erleben, ist davon beeinflusst, wie sie sie in ihrem Alltag bewältigen können.
  • Die Sicherung von Handlungsfähigkeit ist entscheidend für eine erfolgreiche Gestaltung der digitalen Transformation.
  • Die Bedingungen, unter denen die Menschen mit der Digitalisierung ringen, entscheiden über ihre Zukunftserwartungen.
  • Entscheidend ist es, die Digitalisierung nicht auf Kosten, sondern zur Erweiterung der Handlungsfähigkeit der Menschen einzusetzen und ihre Kraft für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu verwenden.

Die Ergebnisse der Diskussion

Digitalisierung als gesellschaftliches Phänomen

  • Die Digitalisierung schreitet mit einer bislang ungekannten Geschwindigkeit voran.
  • Der Umbruch betrifft nicht nur das Arbeits-, sondern auch das Privatleben.
  • In einigen Branchen haben sich infolge der Digitalisierung Berufe und Anforderungen bereits stark gewandelt.
  • Die Digitalisierung wird stark von Unternehmen vorangetrieben.

Digitalisierung und Coronakrise

  • Die Digitalisierung hat durch Corona einen Schub bekommen.
  • Die Coronakrise führt die Potenziale der Digitalisierung vor Augen.
  • Die Coronakrise hat auch gezeigt, wo Deutschland in der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinkt, etwa in der öffentlichen Verwaltung und im Bildungssektor.

Digitalisierung und ihre Gestaltung

  • Die Frage nach der Regulierung der Digitalisierung ist zentral.
  • Die Teilhabe aller muss gesichert sein.
  • Auch die Zivilgesellschaft ist bei der Gestaltung der Digitalisierung gefragt.
  • Der Mensch und seine Werte sollten bei der Gestaltung der Digitalisierung im Vordergrund stehen.
  • Es gilt, mehr Menschen zu ermächtigen, die digitalen Technologien zu verstehen.
  • Bildung und Weiterbildung sind entscheidend, um ein besseres Verständnis der Digitalisierung zu erreichen.

Beiträge auf der digitalen Pinnwand

Auf einer digitalen Pinnwand tauschten sich die Teilnehmenden aus und stellten Fragen an die ExpertInnenrunde. Die Beiträge stehen Ihnen hier weiterhin online zur Verfügung.

Statements der Podiumsgäste

Dr. Imme Witzel, Leiterin der Themenplattform Arbeitswelt 4.0 am Zentrum Digitalisierung.Bayern bei der Bayern Innovativ GmbH

„Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation der Arbeitswelt in eindrucksvoller Weise beschleunigt. Diese Zeit bringt viele Herausforderungen und neue Entwicklungen mit sich. Jetzt gilt es, täglich dazuzulernen und etwas Neues zu gestalten.“

„Das Empowerment der Menschen ist von zentraler Bedeutung, sonst ist Überforderung vorprogrammiert.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Manfred Broy, Ordinarius em. für Informatik, TUM

„Deutschland hat es bisher weitgehend versäumt, besonders im praktischen Bereich in den Unternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Einer der Gründe dafür ist, dass es auf den Führungsebenen deutscher Unternehmen kaum Führungspersönlichkeiten gibt, die diese Technologie hinreichend gut verstehen und entschlossen in die Umsetzung bringen.“

„Die Digitalisierung schafft unglaublich viele Instrumente und empowert jene, die in der Lage sind, diese Instrumente zu nutzen. Dadurch schafft sie ein neues Machtgefüge, das die Demokratie gefährden kann.“

„Die Digitalisierung erfordert Maßnahmen, um sie dem Menschen untertan zu machen.“

„Wir müssen dafür sorgen, dass das Effizienzdenken, das mit der Informatik verbunden ist, ein Stück weit zurückstehet. Die Werte sind wichtig und dann erst die Technik.“

„Wir haben die Digitalisierung den Entrepreneurs überlassen. Wir müssten viel stärker die Leitplanken aufstellen.“

Rieke C. Harmsen, Leiterin der Abteilung Crossmedia im Evangelischen Presseverband für Bayern

„Menschen bekommen Lust auf Digitalisierung und digitale Transformation, wenn sie mitgenommen und beteiligt werden. Sie müssen Begeisterung entwickeln und ihre Visionen und Positionen kommunizieren können. Dafür brauchen sie Zugang zu einem fairen, offenen, transparenten Netz.“

„In Deutschland gibt es im gemeinnützigen Sektor rund 600.000 Nonprofit-Organisationen mit etwa drei Millionen Beschäftigten. Diese Vielfalt gerät durch die Plattformökonomie immer mehr in Bedrängnis. Hier braucht es Investitionsförderungen und Unterstützung bei der Nutzung der neuen Technologien.“

„Digitale Teilhabe meint schließlich auch, Minderheiten in den Blick zu nehmen. Was ist mit den rund 16 Millionen Menschen in Deutschland, die nicht online sind? Dazu gehören Jugendliche aus einkommensschwachen Familien, Mädchen und Frauen, aber auch Menschen über 65. Für diese Gruppen müssen wir nach Lösungen suchen.“

Florian Haggenmiller, ver.di

„Digitalisierung verändert nahezu alle Arbeitsverhältnisse und Arbeitsprozesse grundlegend.“

„Beschäftigte müssen verstehen, was hinter Digitalisierungsprozessen steckt. Das geht nur durch Qualifizierung und Transparenz.“

„Wo sind denn die immensen Digitalisierungsgewinne hingeflossen? Es ist an der Zeit, Digitalisierungsgewinne zu vergesellschaften, in Innovationen zu investieren und in gute Arbeitsplätze. Da gibt es viel Handlungsbedarf.“