Stehen digital und sozial im Widerspruch? Andreas Boes hat eine klare Antwort: „Nein.“ Der bidt-Direktor plädiert in einem Interview der aktuellen Ausgabe des AWO-Bayern-Magazins für eine soziale Betrachtungsweise des digitalen Wandels.
Lange nahm der politische Diskurs vorwiegend technische Wirkweisen der Digitalisierung in den Fokus. Doch „die digitale Transformation bringt grundlegende Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens mit sich, darunter auch viele positive.“ Boes mahnt zugleich zur Vorsicht: „Wir müssen gut aufpassen, dass nicht ein Ungleichgewicht entsteht zwischen denjenigen, die digital teilhaben, und den anderen.“
Gerade der öffentliche Sektor würde massiv unter einem Mangel an modernen Kommunikationssystemen leiden, was sich insbesondere im Zuge der vergangenen pandemiegeprägten Monate zeigte. Trotzdem ist Boes optimistisch: Dank der Digitalisierung falle nicht nur das Bruttosozialprodukt deutlich besser aus als befürchtet. Auch privat könnten neue Handlungsspielräume eröffnet werden.
Dennoch zeigt sich: Digitalisierung wird immer subjektiv bewertet. Während viele Menschen etwa Angst davor haben, „in ihren Kompetenzen entwertet zu werden, den Erwartungen und Anforderungen nicht mehr zu entsprechen“, empfinden andere die digitalisierte Arbeitswelt als Chance. Das untersuchte Boes mit einem Forschungsteam bereits 2019 genauer: Die bidt-Studie Umbruch erleben untersuchte, was die Menschen beim Thema Digitalisierung wirklich bewegt. Einmal mehr zeigte sich:
Wir sind die erste Generation, die lernt, auf zwei unterschiedlichen Bühnen, der analogen und der digitalen, gleichzeitig unterwegs zu sein. Das ist eine Herausforderung.
Prof. Dr. Andreas Boes, Mitglied im Vorstand des ISF München und im bidt-Direktorium
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