Sie sind Psychologin und Informatikerin. Inwiefern prägt diese interdisziplinäre Kombination Ihre Forschung?
Bei einigen Themen sehr deutlich. Es macht Sinn, bei der Entwicklung von Maschinellem Lernen ein grundlegendes Verständnis dafür zu haben, wie menschliches Lernen funktioniert – manchmal, um sich demütig zu verbeugen, was der Mensch alles kann und Maschinelles Lernen nicht.
Ein empirischer Blick auf menschliche Lernprozesse ist auch wertvoll, um sich algorithmische Anregungen zu holen, als Impulsgeber für die Entwicklung Maschinellen Lernens.
Grundlegendes Verständnis darüber, wie menschliche Lern- und Denkprozesse funktionieren, ist auch wesentlich dafür, funktionierende Schnittstellen für Mensch-KI-Partnerschaften, also die Interaktion von Mensch und Künstlicher Intelligenz, zu entwickeln. Rein autonome Anwendungen von Maschinellem Lernen sind in vielen Bereichen gar nicht möglich, insbesondere nicht in sicherheitskritischen Bereichen, in denen Transparenz und Nachvollziehbarkeit unverzichtbar sind, wie etwa in der Medizin.
Sie engagieren sich auch dafür, Kindern Informatik beizubringen. Was motiviert Sie?
Als ich 2004 an die Uni Bamberg kam, damals als einzige Frau im Kollegium der Fakultät, waren bei den Studierenden nur etwa zehn Prozent weiblich. Das war für mich der Auslöser, mich dafür zu engagieren, Mädchen die Chance zu geben, Neigungen und Begabungen im Bereich Informatik zu entdecken und zu entwickeln. Viele Studien legen nahe, dass es entscheidend ist, in frühem Alter anzufangen, Kinder an MINT-Fächer, also auch an Informatik, heranzuführen.
Besonders spannend finde ich zurzeit, wie man das Thema Künstliche Intelligenz altersgerecht vermitteln kann. Für Kinder im Grundschulalter habe ich ein Lernspiel konzipiert, mit dem grundlegende Konzepte des Maschinellen Lernens anschaulich und begreifbar werden. Für Jugendliche ab zwölf Jahren – und vielleicht auch für Erwachsene ohne entsprechenden Hintergrund – habe ich mit zwei Mitarbeitern das Buch „KI selber programmieren“ geschrieben, das grundlegende Bereiche wie Inferenz in semantischen Netzen, Maschinelles Lernen, Spiele, Sprache und Emotion ganz konkret einführt.
Damit kann auch verständlich werden, dass reine Mustererkennung nicht das Gleiche ist wie tatsächliches Verstehen, auch wenn es manchmal bei einem Chatbot so scheint, als würde er verstehen, was gesagt wird.
Wie schätzen Sie den Auftrag des bidt ein, den Dialog mit der Gesellschaft über die Auswirkungen der Digitalisierung zu suchen?
Ich halte den Dialog mit der Gesellschaft für extrem wichtig. Ich glaube, dass die Entwicklung, die Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen nehmen, alle Lebensbereiche der Gesellschaft betrifft. Sie wird bestimmen, wie wir leben, lernen, arbeiten, gepflegt werden. Daher ist es so wichtig, dass Wissenschaft und Politik mit den Bürgerinnen und Bürgern im Dialog darüber sind, wie wir als Gesellschaft mit KI leben wollen.
Haben Sie sich etwas vorgenommen für Ihre Mitwirkung am bidt?
Ich freue mich sehr auf den Dialog mit dem hochkarätig besetzten interdisziplinären Direktorium am bidt und darauf, hier das Thema Künstliche Intelligenz einzubringen. Ich bin mir sicher, dass ich auch selbst viel mitnehmen werde.