Welche interdisziplinären Studien des bidt versprechen besonders bemerkenswerte Ergebnisse? Wie steht es um die Qualitätssicherung der Forschung? Und welche Forschungsprojekte könnten für Stakeholder in Politik und Wirtschaft relevant sein? Als Geschäftsführer behält Christoph Egle den Blick für das große Ganze am bidt. Von der strategischen Ausrichtung der Forschung über die Formatsteuerung bis zur Operationalisierung der Beschlüsse des Direktoriums organisiert der Politikwissenschaftler jene Prozesse, die die wissenschaftliche Forschung am Institut ermöglichen.
Fragt man Christoph Egle nach seinem allerersten Berührungspunkt mit der digitalen Transformation, kommen Erinnerungen aus Studienzeiten hoch. „1993 kam der erste populäre Browser auf den Markt, 1994 nahm ich mein politikwissenschaftliches Studium auf“, erinnert er sich. Weil damals die ersten politischen Parteien ihre Websites lancierten, wurde das Internet auch in Egles Lehrveranstaltungen zum Thema. „Ich war nicht unbedingt ein Early Adopter, fand das neue Medium aber von Anfang an sehr interessant“, so Christoph Egle.
Der professionelle Umgang mit der digitalen Transformation folgte nach der Promotion und dem Wechsel von der Universität zu acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Dort betrieb Christoph Egle wissenschaftliche Politikberatung, erst als Referent, dann als Leiter der Geschäftsstelle Innovationsdialog der Bundesregierung. Von acatech Präsident Henning Kagermann, ehemals SAP Vorstandsvorsitzender und Erfinder des Begriffs Industrie 4.0, lernte er das Konzept der selbst organisierten, industriellen Produktion durch vernetzte Maschinen kennen. „Ich sog die Ideen förmlich auf“, erinnert sich Egle. „Auch über die Personen, die in Politik und Wirtschaft an der Spitze der Veränderungen stehen, habe ich sehr viele interessante Einblicke bekommen.“
Politik von innen erleben
Im Jahr 2018 wurde Christoph Egle von der Bayerischen Staatskanzlei angefragt, die Abteilung Digitales und Medien mitaufzubauen – für ihn eine spannende Möglichkeit. „Ich wollte sehen, wie der Politikbetrieb von innen aussieht“, erzählt er. „In der Staatskanzlei und später im Bayerischen Staatsministerium für Digitales wurde mir bewusst, in welch schwierigen Abwägungsprozessen Politikerinnen und Politiker permanent stecken.“ Unter schiedliche Interessen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zusammenzubringen sei ein Drahtseilakt. Diese Erfahrung teile er bis heute gern mit Bekannten, Kolleginnen und Kollegen, wenn mal wieder von den Unzulänglichkeiten des politischen Betriebs geredet werde. Heute ist Christoph Egle als Geschäftsführer des bidt an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft angelangt – und kann nun seine breiten Erfahrungen gewinnbringend einsetzen. In einem Impulspaper zur Diskussion um die Schaffung eines „Digitalministeriums“ brachte er zuletzt etwa seine politikwissenschaftliche Expertise mit ein – und gab Empfehlungen zur Governance von Digitalpolitik. Zudem versteht er sich explizit als Wissenschaftsmanager, der vor allem exzellente Forschung ermöglichen möchte.
Ich sehe mich als Generalist und Brückenbauer.
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Technikfolgenabschätzung am bidt
Als Vater zweier Kinder macht sich Christoph Egle auch viele Gedanken um die Zukunft unserer Welt. Wie wird die digitale Transformation unsere Gesellschaft verändern? In dieser Diskussion verortet er sich in einer optimistisch-realistischen Position. Horrorszenarien von Maschinen, die die Welt erobern, hält er für Unsinn. Zugleich sei es kein Selbstläufer, dass die Menschheit neue Technologien bloß für gute Zwecke einsetze.
„Unser Vorteil ist, dass wir ein höheres Reflexionsniveau haben als frühere Gesellschaften“, so Christoph Egle. Im Unterschied zur industriellen Revolution gebe es heute eine Technikfolgenabschätzung. Institute wie das bidt antizipieren den Wandel, analysieren Veränderungen und geben Empfehlungen für politische und wirtschaftliche Gestaltungs- und Regulierungsschritte.
Den Wandel zum Wohle der Menschen mitzugestalten, ist eine gesellschaftliche und politische Aufgabe, an der wir uns als bidt gerne beteiligen.
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Ein Beispiel für die gelungene Antizipation des Wandels sei das bidt-Projekt zur Messung von Meinungsmacht und Vielfalt im Internet. „Wie kann die Medienkonzentration im Zeitalter der Digitalisierung kontrolliert werden, um eine Pluralität der öffentlichen Meinung sicherzustellen?“, fasst Christoph Egle die Forschungsfrage zusammen. Bislang sei die Medienregulierung noch in der Offlinewelt verhaftet. Die bidt-Forscher rund um Professor Carsten Reinemann entwickeln nun eine Metrik, um auch die Meinungsmacht von z. B. Social-Media-Plattformen zu erfassen. Weil auch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien am Projekt beteiligt ist, sei die Rückkoppelung an die Praxis garantiert.