Drei Tage voller inspirierender Gespräche, kluger Köpfe und digitaler Denkanstöße: In Vorträgen und Paneldiskussionen brachten Forschende des bidt wichtige Themen auf die Bühne der größten Digitalmesse Europas: Desinformation, digitale Generationssilos, toxische Unterhaltung, KI im Klassenzimmer und die Frage nach Authentizität in der Politik. Unter dem Motto „Generation XYZ“ wurde hinterfragt, diskutiert und Wissen geteilt – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und pointiert.
KI für Lehrkräfte: Interaktive Session mit Live-Prompting
Künstliche Intelligenz hat längst im Schulalltag Einzug erhalten. Doch wie lassen sich KI-Tools clever und zugleich kritisch nutzen? Welche Bias gilt es zu kennen, mit welchen Trugbildern aufzuräumen? In ihrem interaktiven TINCON-Vortrag zeigte bidt-Direktorin und KI-Professorin Ute Schmid gemeinsam mit bidt-Nachwuchswissenschaftlerin Sonja Niemann anhand praktischer Live-Prompting-Beispiele, wie man KI in der Schule reflektiert einsetzen kann: nicht als Ersatz für Lehrkräfte, sondern als ergänzende Methodik und Anlass zur kritischen Auseinandersetzung und Diskussion in den Unterrichtsräumen.
Gefordert sind dabei sowohl die Schüler- als auch Lehrerschaft: So sollten Schülerinnen und Schüler lernen, KI richtig zu befragen, ihre Grenzen zu erkennen und mitzubestimmen, wann der Einsatz sinnvoll ist, ohne die eigene Tiefe, Reflexion und Diskursfähigkeit zu verlernen. Für Lehrkräfte hingegen gilt, dass Didaktik und Fachkompetenz entscheiden: Wie viel KI? Wann? Warum? Für die beiden Speakerinnen ist klar: Für einen sinnvollen Einsatz von KI müssen gemeinsam fachspezifische Kompetenzziele entwickelt, didaktische Diskussionen angestoßen und mehr Diversität in die Entwicklung von KI-Systemen gebracht werden.
Digitale Generationssilos: Digitale Gräben zwischen den Generationen – Trennung oder neue Allianzen?
Die dritte Generation der Digital Natives betritt gerade die Schulwelt, während die zweite sie verlässt und die erste längst im Berufsleben angekommen ist. Dabei verdrängen Digitalgeborene zunehmend jene Generationen, die noch analoge Zeiten erlebt haben – mit Kursbüchern, Schnurtelefon und einer Welt ohne Internet. Doch was bedeutet dieser Wandel für unsere Gesellschaft? Empirische Studien zeigen: Digitale und datenbezogene Kompetenzen sind ungleich verteilt – nicht nur zwischen Bildungsniveaus und Geschlechtern, sondern insbesondere entlang des Alters. Die Folge: Digitale Generationen entwickeln sich zunehmend auseinander.
Unterschiedliche Erfahrungswelten, Codes und Mediennutzungen sorgen für Separation statt Verbindung. Im Rahmen eines Panels, an welchem Dr. Roland Stürz, Leiter des bidt-Think Tank, teilnahm, wurden diese Entwicklungen in Impulsvorträgen und Diskussionen beleuchtet: Wie tief sind die digitalen Gräben? Welche Risiken birgt das Auseinanderdriften der Generationen? Und vor allem: Welche Chancen bietet die digitale Transformation für neue Allianzen und den intergenerationellen Austausch?
(Des-)Informier dich! Drei Forschende gehen drei Mythen über Desinformation auf den Grund
Mythen wie „Desinformation erreicht ein breites Publikum“, „Desinformation beeinflusst Verhalten massiv“ und „Vor Desinformation warnen schadet nicht“ halten der Forschung nicht stand. Warum das so ist, erläuterte bidt-Direktor Andreas Jungherr zusammen mit den beiden Wissenschaftlerinnen Miriam Milzner und Josephine B. Schmitt. Das gemeinsame Panel der drei Forschungsinstitute bidt, Weizenbaum-Institut und CAIS zeigte: Wir dürfen uns nicht auf einfachen Erklärungen für Wahlausgänge ausruhen; das Thema Desinformation muss sehr differenziert betrachtet werden.
Alarmismus ist riskant, denn wer zu laut warnt, sät Zweifel – auch an Journalismus und Demokratie. „Wenn Sie Menschen alarmistisch vor Desinformation warnen, hat das die Folge, dass diese Menschen auch der Demokratie und Öffentlichkeit gegenüber skeptischer werden“, so Jungherr. Gemeinsamer Tenor der Forschenden: Es braucht eine resiliente Demokratie statt Desinformationspanik.
Toxic Entertainment: Humoristische Hassrede hat eine neue Dimension erreicht
Viele Menschen nutzen Social Media zur Unterhaltung – und TikTok ist die perfekte Plattform dafür. Dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen Humor und Hatespeech oder toxischer Sprache. Emotionen verstärken unsere Aufmerksamkeit und machen auch toxische Inhalte potenziell sozial anschlussfähig. Wie reagieren wir am besten? Ursula Kristin Schmid sagt: Medienkompetenz stärken, Kontextwissen für die Plattformnutzung ausbauen und Plattformverantwortung erhöhen.
Authentizität in der Politik – eine strategische Inszenierung
Für Authentizität sind nicht Ehrlichkeit und Integrität entscheidend, sondern das Gefühl, dass jemand sich selbst treu ist und bleibt. Wie ein authentisches Bild entsteht und wie sehr unsere eigenen Voreinstellungen die Wahrnehmung beeinflussen, erklärte Simon Lübke. Seine Beispiele aus verschiedenen Wahlen zeigten: Es ist alles eine Frage der Inszenierung – und der Zuschreibung, denn Authentizität ist keine Eigenschaft von Politikerinnen und Politikern.
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