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Palliative Care als digitale Arbeitswelt: Perspektiven & Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Transformation von Kommunikations- und Kollaborationsprozessen in der multiprofessionellen Versorgung der letzten Lebensphase (PALLADiUM)

Palliative Care ist gekennzeichnet durch Zentrierung auf den Menschen in der letzten Lebensphase, multiprofessionelle Zusammenarbeit und bislang einen vergleichsweise geringen Digitalisierungsgrad. Im Kern des Projekts stand die Gestaltung eines digital-unterstützten Arbeitssystems zur Verbesserung der multiprofessionellen Kollaboration.

Projektbeschreibung

Das Projekt PALLADiUM untersuchte die digitale Arbeitswelt Palliative Care, mit dem Ziel, die multiprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken und neuartige Artefakte, Ansätze und Wissen für die Arbeitswelten Gesundheitsversorgung sowie Pflege zu entwickeln.

Das Projekt verfolgte dabei primär das Ziel, die vorhandenen Expertisen, das unterschiedliche Erfahrungswissen sowie jeweils konkretes Fallwissen der Mitglieder multiprofessioneller Teams auf der Palliativstation mittels Digitalisierung gemeinsam verfügbar und nutzbar zu machen (Prozessoptimierung) und so die Qualität der Zusammenarbeit und letztlich der Patientenversorgung zu verbessern (Outcome-Optimierung). Das zweite Ziel bestand darin, einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis erfolgsrelevanter Gestaltungsfaktoren digitaler Anwendungssysteme im multiprofessionellen Kontext zu leisten und somit generalisierbares Wissen zur menschen- und prozessgerechten Digitalisierung von Arbeitssystemen in Gesundheitsversorgung und Pflege zu schaffen, die ähnlichen Logiken und Herausforderungen folgen (Personenzentrierung, multiprofessionelle Zusammenarbeit, heterogene Informations- und Wissens- sowie Kompetenzlagen). Dabei setzte das Projekt auf einen interdisziplinären Konsortial-Ansatz, der die Perspektiven der Palliative Care, Soziologie und Wirtschaftsinformatik miteinander verband. Dieses Zusammenspiel ermöglichte ein umfassendes Verständnis der komplexen Arbeitsabläufe und führte zu praxisnahen Lösungen.

Die zentralen Ergebnisse spiegeln die drei Hauptlösungsbereiche des Projekts wider:

  • die Gestaltung eines digitalen Arbeitssystems,
  • die Anwendung von KI-basierten Ansätzen sowie
  • die Entwicklung von Schulungskonzepten.

Im Zentrum stand die Entwicklung eines digital unterstützten Arbeitssystems, das speziell auf die Anforderungen der Palliative Care zugeschnitten war. Technischer Kern des Arbeitssystems war dabei eine mobile App, die Informationsflüsse optimierte, Wissenslücken schloss und professionsspezifisches (Erfahrungs-)Wissen zugänglich machte. Basierend auf umfassenden ethnographischen Feldstudien am Universitätsklinikum Erlangen wurden die Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit sowie die Unzulänglichkeiten des bestehenden Krankenhausinformationssystems analysiert und adressiert. Die mobile App bereitete strukturierte und unstrukturierte Informationen auf, um sie situationsgerecht in die Arbeitsteams auf der Palliativstation zu integrieren. Durch einen ko-kreativen Entwicklungsprozess und Evaluation mit Fallvignetten wurde das System verfeinert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Arbeitssystem die Kommunikation und den Austausch in Teams stärkt und als Modell für andere medizinische Kontexte dient.

Aufbauend auf den gesammelten Erfahrungen explorierte PALLADiUM auch den Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von Large Language Models wurde eine Symptommatrix konzipiert, welche Wissensdivergenzen aufdeckte und als gemeinsame Diskussionsbasis multiprofessioneller Zusammenarbeit auf Station erprobt wurde.

Neben den sozio-technischen Entwicklung legte das Projekt großen Wert auf den Wissenstransfer. Mit Schulungsmaterialien wie YouTube-Videos, praxisnahen Handlungsempfehlungen sowie mehreren domänenspezifischen Papieren wurden Fachkräfte und Forschende sensibilisiert und die Projektergebnisse nachhaltig zugänglich gemacht.

PALLADiUM zeigte, dass eine erfolgreiche Digitalisierung auf einer engen Verknüpfung von Detailverständnis sozialer Abläufe, technischer Innovation, spezifisches Domänenwissen sowie interdisziplinärer Zusammenarbeit beruht und zu übertragbaren Ansätzen für andere Bereiche im Gesundheitswesen führt. Das Projekt leistete so einen wichtigen Beitrag zur gelingenden digitalen Transformation einer besonders sensiblen, dynamischen und komplexen Arbeitswelt.

Das Projekt wurde zum 30. September 2024 abgeschlossen.

Ansprechpartner

Dr. Christoph Egle

Geschäftsführer, bidt

Projektteam

Prof. Dr. Henner Gimpel

Inhaber, Lehrstuhl für Digitales Management | Universität Hohenheim

Dr. Sarah Peuten

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Professur für Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde | Universität Augsburg

Prof. Dr. Werner Schneider

Professor für Soziologie, Universität Augsburg

Dr. Dr. Maria Heckel

Leitung der Forschungsstelle der Palliativmedizinischen Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen

Dr. Tobias Steigleder

Oberarzt der Palliativabteilung, Universitätsklinikum Erlangen

Prof. Dr. med. Christoph Ostgathe

Lehrstuhl für Palliativmedizin, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung | Präsident, Universitätsklinikum Erlangen | European Association for Palliative Care (EAPC)

Oliver Meindl

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Augsburg | Universität Hohenheim | Fraunhofer FIT

Dr. med. Carsten Klein

Leitender Oberarzt der Palliativmedizinischen Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen

Alumni

Moritz Markgraf

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Augsburg | Fraunhofer FIT

Moritz Wöhl

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Augsburg | Fraunhofer FIT

Sandra Grimminger M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universitätsklinikum Erlangen