Projektbeschreibung
Generative Künstliche Intelligenz (KI) hat sich weltweit zu einem wichtigen Werkzeug in Wahlkampagnen entwickelt, das sowohl für legitime als auch für irreführende Zwecke genutzt wird. Wahlkampagnen in den Vereinigten Staaten, Asien und Europa setzen zunehmend KI-gestützte Systeme ein, um Abläufe zu optimieren, die Wählerinnen- und Wähleransprache zu verbessern und die Kommunikation zu personalisieren. Gleichzeitig wirft der Einsatz generativer KI ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf potenziellen Missbrauch, etwa durch Deepfake-Inhalte oder Astroturfing. Während bestehende Forschung KI-Anwendungen in Marketing, Überzeugungsarbeit und Meinungsforschung untersucht hat, fehlt bisher ein umfassender Einblick in ihre Rolle in politischen Kampagnen, insbesondere in Deutschland.
Dieses Projekt untersucht die Einführung und Auswirkungen generativer KI durch politische Parteien in Deutschland und beleuchtet ihren Einfluss auf Wahlkampagnen, öffentliche Wahrnehmungen und Vertrauen. Es baut auf vorangegangenen konzeptionellen und empirischen Arbeiten zur Verbindung von KI und Demokratie auf und erweitert Forschungen zu datengeleiteten Kampagnen und den Auswirkungen digitaler Medien auf den politischen Wettbewerb. Die Studie behandelt drei zentrale Fragen: (1) Wie nutzen politische Parteien KI und KI-gestützte Dienste? (2) Wie nimmt die Öffentlichkeit diese Nutzung wahr, und wie beeinflusst dies das Vertrauen in den Wahlprozess? (3) Wie entwickeln Parteien Best Practices und bauen Vertrauen in den Einsatz von KI auf?
Die Forschung verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz, der qualitative Interviews mit Parteimitarbeitenden, Wahlkampfberatenden und Technikanbietenden, Umfragen zur Bewertung öffentlicher Einstellungen, experimentelle Studien zur Analyse kausaler Effekte von KI-Anwendungen auf die öffentliche Meinung sowie Fallstudien zu aktuellen deutschen Wahlkampagnen umfasst. Vertrauen bildet ein zentrales Thema und wird entlang von fünf Dimensionen untersucht: Bedingungen des Vertrauens, Qualitätsbewertungen, Kompetenzen, berufliche Rollen und normative Grundlagen.
Durch die systematische Analyse des Zusammenspiels von Politik, KI und Vertrauen wird das Projekt ein ganzheitliches Verständnis der Auswirkungen von KI auf Wahlkampfdynamiken und demokratische Prozesse liefern. Die Ergebnisse bieten praxisnahe Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger, Kampagnenexperten und Technikentwickler, um den verantwortungsvollen und transparenten Einsatz von KI in der Politik sicherzustellen. Diese Forschung leistet einen Beitrag zum akademischen Diskurs über technische Innovationen in politischen Kampagnen und ihre Implikationen für die Demokratie.
Projektteam
Prof. Dr. Andreas Jungherr
Professor für Politikwissenschaft insb. Digitale Transformation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg