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Soziale Medien als Treiber von Integration oder von Fragmentierung? Die multilinguale Debatte auf Twitter über die Corona-Impfung in Deutschland
20. Juni 2022
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Soziale Medien als Treiber von Integration oder von Fragmentierung? Die multilinguale Debatte auf Twitter über die Corona-Impfung in Deutschland

In Zusammenarbeit mit dem bidt veranstaltet die Fakultät für Informatik der TU München eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema Digitalisierung. Betrachtet werden soll das Thema aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen, um so ein übergreifendes und interdisziplinäres Verständnis der Materie zu erzielen. In dieser Sitzung spricht Prof. Dr. Hannah Schmid-Petri (Universität Passau/bidt).


In einem Deutschland mit zunehmender kultureller, ethnischer und sprachlicher Vielfalt ist die soziale Integration von unterschiedlichen Gruppen mit verschiedenen Hintergründen eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sowohl traditionelle als auch digitale (Massen-)Medien eine wichtige Rolle im Integrationsprozess spielen. Allerdings können diese sowohl Integration erleichtern als auch diese behindern und eine Fragmentierung in voneinander isolierte Teilpublika fördern.

Vor diesem Hintergrund ist die übergeordnete Frage unseres Forschungsprojekts: Wie integriert oder fragmentiert ist die multilinguale Debatte auf Twitter in Deutschland über die Corona-Impfungen? Konkret befassen wir uns dabei mit der Twitter-Debatte über die Impfstoffentwicklung und Impfkampagne gegen COVID-19 in Deutschland. Ein besonderes Augenmerk liegt, neben der deutschen, auf den englischen, türkischen, russischen und polnischen Sprachgemeinschaften in Deutschland. Dabei interessiert uns besonders wie die von Deutschland ausgehende multilinguale Debatte auf Twitter strukturiert ist (also bspw. entlang der Sprachcommunities oder entlang bestimmter gemeinsamer, inhaltlicher Positionen) und ob sich bestimmte Akteure identifizieren lassen, die als Broker, Gatekeeper oder „language bridges“ zwischen den unterschiedlichen communities fungieren.

Die de facto Mehrsprachigkeit öffentlicher Debatten in Einwanderungsgesellschaften wurde bislang in der empirischen Forschung selten berücksichtigt, obwohl dieser bei Themen von gesamtgesellschaftlicher oder gar transnationaler Tragweite sowohl eine praktische als auch eine demokratietheoretische Relevanz zukommt.