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bidt-Studie über den Einfluss des chinesischen Sozialkreditsystems auf bayerische Unternehmen

Eine neue Studie des bidt ist erschienen. Die Analyse von 170 bayerischen Unternehmen in China zeigt: Größere Unternehmen sind tendenziell besser vorbereitet und verfügen über tiefer gehende Kenntnisse des chinesischen Sozialkreditsystems als kleinere Unternehmen. Es fehle aber an einem Netzwerk für den Erfahrungsaustausch und an umfassenden Informationsangeboten.

Alle in China registrierten Unternehmen werden im Sozialkreditsystem (SKS) erfasst. Das System ist ein Regulierungsvorstoß der chinesischen Regierung und befindet sich aktuell im Aufbau. Der wichtigste Kategorisierungsmechanismus des Systems besteht aus Einträgen in Register und Listen. Damit wird das Verhalten von Unternehmen und Einzelpersonen belohnt (durch Redlisting) oder bestraft (durch Blacklisting und sogenannte Verwaltungsstrafen).

Im Rahmen der Publikation wurden 170 bayerische Unternehmen hinsichtlich ihrer Kategorisierung im SKS analysiert. Ein Ergebnis: Die meisten Unternehmen sind auf roten und damit positiven Listen erfasst. Neun Prozent haben allerdings einen negativen Systemeintrag in Form einer Verwaltungsstrafe, die unter Umständen zu einem Blacklisting führen und mit erheblichen Sanktionen verbunden sein kann.

Die Studie ist Teil eines vom bidt geförderten Konsortialprojekts.

Die Löschung von negativen Einträgen im SKS ist nicht einfach, auch wenn die Unternehmen Vorgaben rasch umsetzen, sobald sie eine Verwaltungsstrafe erhalten haben. Im Prinzip sollte ein negativer Eintrag aus dem System entfernt werden, sobald ein bestimmter Verstoß beseitigt wurde. Aber dem ist vielfach nicht so, oder der Prozess ist nicht transparent gestaltet und für die Unternehmen nicht nachvollziehbar.

Dr. Sandra Selmanovic, Mitautorin und Professorin für International Business,<br>Fakultät für Betriebswirtschaft der Hochschule München

Mangelnde Transparenz und die sich daraus ableitenden eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten sind auch zentrale Kritikpunkte, die dem Autorenteam von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unternehmen im Rahmen von teilstrukturierten Tiefeninterviews genannt wurden. Es gebe jedoch starke Unterschiede je nach Unternehmensgröße: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass größere Unternehmen tendenziell besser vorbereitet sind und über tiefer gehende Kenntnisse des Systems verfügen als kleinere Unternehmen. Allerdings erhielten Firmen aus beiden Unternehmensklassen negative SKS-Einträge“, so Mitautor Dr. Omar Ramon Serrano Oswald, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Lehrstuhl für European and Global Governance der Technischen Universität München.

Das SKS stellt eine Herausforderung dar, denn Unternehmen werden von den chinesischen Behörden über aktuelle Entwicklungen – sowie über etwaige Konsequenzen – nicht informiert und müssen sämtliche Informationen dazu selbst einholen. Der Informationsbedarf auf Unternehmensseite sei laut Selmanovic und Serrano Oswald folglich hoch. Hier fehle es zurzeit an einem externen Monitoring, das über aktuelle Entwicklungen und Veränderungen informiert, an einem Netzwerk aus bayerischen Unternehmen und Verbänden sowie an Informationsangeboten. Die in der Studie gewonnenen Erkenntnisse fließen in Empfehlungen ein, die sich auf potenzielle Unterstützungsmaßnahmen für bayerische Unternehmen mit chinesischen Tochtergesellschaften konzentrieren.

Ansprechpartnerin

Dr. Margret Hornsteiner

Abteilungsleiterin Dialog, bidt